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Studium für Golfkrieg in der BRD

■ Soldaten der irakischen Luftwaffe studieren an der Bundeswehruniversität München / Der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ liegen neue Unterlagen vor / Beteiligt sind „Carl Duisberg Centren“ und Firma Dornier

Berlin (taz) - Die Bundeswehr leistet Ausbildungshilfe für die Luftwaffe des Irak, der seit sechseinhalb Jahren mit dem Iran im Krieg liegt. Dies geht aus Unterlagen der „Carl Duisberg Centren (CDC), der Firma Dornier und des irakischen Militärattaches in Bonn hervor, die sich im Besitz der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ befinden. Wie aus einer am Montag in Göttingen veröffentlichten Presseerklärung hervorgeht, wußten die Beteiligten bei Vertragsabschluß im Oktober 1983, daß es sich bei den mindestens 25 Studenten, die an der Bundeswehruniversität in München/Neubiberg studieren, um Angehörige der irakischen Luftwaffe handelt, die bereits zuvor in ihrer Heimat eine mi litärische Grundausbildung absolviert hätten. Die Namen der Iraker seien auf einer Liste mit dem Titel „Dornier - Programm - Projekte - Perspektiven“ aufgeführt, die auch den handschriftlichen Vermerk „Iraqi Air Force“ enthalte. Die Firma Dornier hat zusammen mit ihrem französischen Partner Dassault seit Beginn des Golfkrieges nachweislich bisher 31 Kampfflugzeugen vom Typ Alpha–Jet an den Irak exportiert. Die Ausbildung der Ingenieur–Soldaten füge sich nahtlos in das logistische Alpha–Jet–Betreuungsprogramm ein, hieß es in der Presseerklärung. Ein derartiges Programm könne ohne Wissen der Bundesregierung nicht durchgeführt werden. Die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ hatte schon wiederholt auf diese Ausbildungshilfe für die irakische Luftwaffe hingewiesen. Bundesverteidigungsminister Wörner hatte daraufhin in einem Schreiben an die Gesellschaft behauptet, die Menschenrechtsorganisation operiere mit Halbwahrheiten. Lediglich ein irakischer Kadett habe sich zur Jahreswende 1986/87 zur Ausbildung in der Bundesrepublik befunden. Die „Carl Duisberg Centren“ ihrerseits hatte in einem Brief vom 7. Mai 1987 an die Gesellschaft ihr Programm der mehrjährigen Studienvorbereitung für die irakischen Soldaten als „friedensstiftend“ bezeichnet. Der Sprecher der Bundeswehrhochschule in München gab an, daß dort seit einiger Zeit sechs irakische Studenten in den Fachreichen Luft– und Raumffahrttechnik sowie Elektrotechnik ausgebildet würden.

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