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Kalter Abriß des Weserkraftwerks

■ Proteste gegen den Abriß des Backstein–Weserkraftwerks aus dem Jahre 1909 konnten Bremer Senat nicht umstimmen

Bremen (taz) - „Es gibt niemanden im Bremer Senat“, bekannte dessen Präsident Klaus Wedemeier am Dienstag mittag, „der dieses Kraftwerk nicht gern erhalten hätte.“ Seit gestern früh allerdings, überraschend und drei Tage früher als öffentlich angekündigt, werfen die Bauarbeiter der holländischen Abbruchfirma die Dachziegel in den Fluß - das Bauwerk aus dem Jahre 1909/10 scheint trotz einer mehrwöchigen Kampagne nicht mehr zu retten. In aller Stille hatten die „Fachleute“ des Bausressorts und der Stadtwerke den Abriß vorbereitet und geplant. Noch Planzeichnungen, die im Mai 1986 öffentlich ausgelegt waren, hatten vor dem alten Kraftwerksbau ein Biotop und eine kleine innerstädtische Idylle am Fluß noch eingezeichnet. Das Weserwehr, das seit 1906 vor der Stadt den Fluß aufstaut, bevor er für den Hafen „seeschifftief“ ausgebaggert gehalten wird, ist inzwischen baufällig und soll wenige Meter unterhalb durch ein neues Wehr ersetzt werden. Während die Baubehörden behaupten, zumindest in der Bauzeit für das neue Wehr müsse das alte Kraftwerksgebäude weg, um im Notfalle eines Hochwassers genügend Abfluß zu ermöglichen, hat eine Bürgerinitiative verschiedene technische Alternativen vorgeschlagen. Das Kraftwerksgebäude, so die Forderung der BI, solle erhalten bleiben; der Kreisverband des DGB schug vor, an dem industrie–historischen Ort könne doch ein „Museeum für Arbeit und Technik“ entstehen. Der wochenlange politische Kampf um das Weser–Kraftwerk am Rand der Innenstadt, an dem ein beliebter Sonntags–Spazierweg vorbeiführt, hat eine überraschende Sensibilität gegenüber der Industriegeschichte der Stadt hervorgerufen. Als am vergangenen Sonntag zu einem politischen Spaziergang zum Wehr geladen wurde, kamen trotz des schlechten Wetters einige hundert Bremerinnen mit Kind und Kegel - und fanden schon eine verbarrikadierte Fußgängerbrücke vor. Angeblich wegen dringend notwendiger Kabelarbeiten waren die Planken am Wochenende herausgerissen worden. Die nochmalige Prüfung, die der Landesvater bei einem Gespräch mit der Bürgerinitiative zugesagt hatte, zeitigte Anfang dieser Woche als Ergebnis auch nur die Bestätigung bekannter Positionen der Baubehörde. Wütend sprachen Grüne und Bürgerinitiative davon, mit der Prüfung habe der Bürgermeister „der interessierten Öffentlichkeit Sand in die Augen“ gestreut. K.W.

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