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Q U E R S P A L T E Es lebe die Natur!

■ Waldsterben - ein „ganz natürlicher“ Prozeß

Es liegt in der Natur, daß ein Teil der Organismen immer auch krank ist“, erklärte jetzt der Präsident der Deutschen Botanischen Gesellschaft Wilhelm Nultsch auf der internationalen Botanikertagung in Berlin zur Frage des Waldsterbens. Es könnten ja auch nicht alle Menschen immer gesund sein! Sicher, Umweltverschmutzung durch Überbevölkerung (!) und industrielle Entwicklung setzen den Bäumen zu, aber darüber hinaus gebe es eben auch eine „natürliche Sterberate“ im Wald. Darunter leiden die Botaniker nicht, weil sie wissen, das ist alles ganz natürlich. Der Schwarzwald sei sowieso eine völlig unnatürliche Kultur. Im Grunde also nur zwangsläufig, wenn sich die Natur von diesem entarteten Gebilde befreit. Der Mann hat völlig recht. Der Natur ist das völlig wurscht, ob sie „zerstört“ wird. Sie weiß selbst am besten, daß sie gar nicht zu zerstören ist. Der jeweils Schwächere stirbt aus, das hat vor Nultsch schon Charles Darwin erkannt. Die Bäume haben sich gegen den menschlichen Expansionsdrang nicht behaupten können, nun sterben sie aus. Daß dann die Menschen auch nicht mehr überleben können, ist bekannt. Dann müssen sie eben abtreten. Davon geht doch die Natur nicht kaputt. Die nächste Generation von Lebewesen tritt dann die Herrschaft auf der Erde an. Vielleicht die Fische? Oder das Plankton? Wer auch immer. Die Sieger sind wahrscheinlich die Bakterien, die fressen auch Steine. Das kann uns nicht aufregen, weil sowohl Herr Nultsch als auch ich nur vorübergehende Erscheinungen in der Erdengeschichte sind. Nach uns die Sintflut! Lieschen Harms

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