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Reagan öffnet Nica–Trickkiste

■ Mit einem neuen Friedensplan für Nicaragua will US–Präsident Reagan im Kongreß Unterstützung für die Contra–Hilfe finden / Ronald Reagan setzt den Sandinisten zweimonatige Frist

Washington (ap/taz) - Vor dem Hintergrund des bevorstehenden Gipfeltreffens der fünf mittelamerikanischen Staaten El Salvador, Costa Rica, Honduras, Nicaragua und Guatemala sind am Mittwoch in Washington die Verhandlungen zwischen der US–Regierung und Vertretern des Kongresses über einen Friedensplan für Nicaragua weitergeführt worden. Bei den Gesprächen zwischen Reagan und dem demokratischen Präsidenten des Repräsentantenhauses, Jim Wright, geht es um einen Plan der US–Regierung, in Nicaragua einen Waffenstillstand und Gespräche zwischen der Regierung und den Contras zu erreichen. Für den Fall, daß die sandinistische Regierung binnen einer Frist von zwei Monaten nicht solchen Gesprächen und der Einleitung demokratischer Reformen zustimme, will die Regierung Reagan beim Kongreß eine weitere Finanzhilfe für die von Washington finanzierten Contras von 150 Millionen Dollar für den Rest seiner Amtszeit beantragen. Die gegenwärtige Hilfe von 100 Mio. Dollar läuft im September aus. Nach Ansicht republikanischer Abegordneter wird sich jedoch in keinem der beiden Häuser eine Mehrheit für die Contra–Hilfe fin den. Deshalb bemüht sich Reagan jetzt darum, auf diplomatischer Ebene glaubwürdig zu erscheinen. Offensichtlich mit Erfolg: Reagans Plan soll im Kongreß auf Zustimmung gestoßen sein. Regierungsvertreter erklärten allerdings, man werde keinen Kompromiß ohne die Zustimmung der Contra–Führer vereinbaren. Die sechs Mitglieder des neugebildeten Direktoriums der Contra– Gruppen halten sich derzeit zu einer Werbekampagne in den USA auf und sind am Dienstag von Außenminister George Shultz empfangen worden. Der nicaraguanische Außenminister Miguel dEscoto bezeichnete in Guatemala den Plan Reagans als eine List, die den Eindruck erwecken solle, daß der US– Präsident den Frieden wolle. „Er weiß, wie schwierig es werden wird, neue Finanzhilfen für die Contras zu erhalten“, sagte dEscoto. In dieser Lage wolle er als ein friedliebender Präsident erscheinen. In Wirklichkeit sei Reagan ein „richtiger Strauchdieb“, der außerhalb des Gesetzes operiere. Von dem angeblichen US–Friedensplan habe er erst aus der Presse erfahren, sagte dEscoto weiter. Der costaricanische Außenminister Rodrigo Madrigal sagte, er wolle den Plan zuerst einmal studieren, bevor er dazu einen Kommentar abgebe. Er glaube aber, daß der Kongreß damit sehr zufrieden sein werde, da er ihm eine Entschuldigung für die Bewilligung weiterer Contra–Hilfe liefere.

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