: Q U E R S P A L T E Verkehrsberuhigung
■ In und um Herborn wird abgesperrt
Die Leute sind einfach nicht erfinderisch genug. Da hat die Gemeinde von Herborn - nach dem schweren Tankerunglück vor einigen Wochen - den Ortskern jetzt für die Durchfahrt von schweren Lastwagen gesperrt. Was machen die Fahrer? Nun, sie fahren durch den Nachbarort! Dadurch wird das Verkehrsaufkommen dort natürlich höher und das Potential für einen ähnlichen Unfall entsprechend größer. Herborns Nachbarorte Driesdorf, Breitscheid, Haiger und Greifenstein erwägen deshalb ein ähnliches Durchfahrtverbot - und verschieben damit das Verkehrsproblem in andere Regionen. „Es hat keinen Sinn, wenn wir alle Straßen sperren. Die Lastwagen müssen vom Westerwald irgendwo runterkommen“, meint Hans–Otto Kneip vom Landratsamt. Das stimmt, und das sollten sich die betroffenen Gemeinden zu eigen machen. Herborn zeigt, wie es gemacht wird. Die Gemeinde hat für einige Lastwagen Ausnahmegenehmigungen erteilt. Das ist ein Modell, das verallgemeinert werden kann: Straßensperren am Ortseingang, an denen Mautgebühren erhoben werden. Man kann das dann „gebührenpflichtige Ausnahmegenehmigung“ nennen oder „Ortsdurchfahrtversicherung“ oder „Risikogebühr“, mit angemessenen Extrazuschlägen für Tanklaster oder US–Pershing–Transporter, versteht sich. Der Verkehrsfluß durch den Ort würde so auf jeden Fall gebremst: Nur, wer wirklich in die Gegend muß, zahlt die Durchfahrtgebühren, die anderen benutzen die weiter entfernte Autobahn. Außerdem muß jeder Wagen am Ortseingang zumindest anhalten und wird die schmalen Gassen mit kontrollierter Geschwindigkeit durchfahren. Verkehrsberuhigung, die den Gemeinden ein schönes Zubrot einbringt. Lieschen Harms
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen