Staatsanwalt entlastet Frau Weimar

■ Ex–Ermittler Sauter äußerte im Zeugenstand „starken Tatverdacht“ gegen Reinhard Weimar / Die interpretierbare Aussage eines Belastungszeugen wird noch vager / Tathergang weiter im Dunkeln

Aus Fulda Heide Platen

Gestern vormittag holte die erste Strafkammer des Fuldaer Landgerichts einen Staatsanwalt in den Zeugenstand. Reimut Sauter hatte im Herbst 1986 die Ermittlungen im Mordfall der Geschwister Weimar geleitet. Die beiden fünf– und siebenjährigen Mädchen waren in der ersten Augustwoche 1986 erwürgt und erstickt am Straßenrand kilometerweit entfernt vom Elternhaus aufgefunden worden. In den Ermittlungen gerieten abwechselnd Vater und Mutter der Kinder in Tatverdacht. Angeklagt wurde schließlich die Mutter. Staatsanwalt Sauter hatte den Fall seinerzeit unter anderem deshalb abgeben müssen, weil er im Gegensatz zu Kollegen und Kriminalpolizei den Vater Reinhard Weimar für, wie er gestern wiederholte, „stark tatverdächtig“ hielt. Der Vorsitzende Richter Bormuth konfrontierte den staats anwaltlichen Zeugen Sauter mit einem der Hauptbelastungszeugen gegen Monika Weimar. Der Mann, der am Wochenende zu Gast bei Nachbarn der Weimars war, hatte ausgesagt, er habe die beiden ermordeten Mädchen noch am Morgen des Tattages gesehen. Er sei sich deshalb so sicher, weil er sie auch die zwei Tage vorher, Samstag und Sonntag abends genau wahrgenommen habe. Richter Bormuth hielt ihm vor, daß er sie zumindest sonntags nicht gesehen habe könne. Staatsanwalt Sauter, der den Zeugen damals zusammen mit einem Ermittlungsrichter vernommen hatte, war seinerzeit schon über diesen Widerspruch gestolpert und hatte die Glaubwürdigkeit des Mannes angezweifelt. Ergebnis dieser Kontroverse war ein denkwürdiger Satz im Vernehmungsprotokoll. Zeuge F. damals: „Ich bin mir so sicher, daß ich die Kinder am Samstag und Sonntag abend gesehen habe, wie ich mir sicher bin, daß ich sie am Montagmorgen gesehen habe.“ Dieser Satz hat deshalb Gewicht, weil die Anklage bis heute annimmt, Monika Weimar habe ihre beiden Töchter am Montag vormittag des 4. August 1986 vom Spielplatz geholt, sei mit ihnen im Auto weggefahren, unterwegs umgebracht und die Leichen versteckt. Die Angeklagte sagte aus, ihr Mann habe die beiden Mädchen in der Nacht zuvor ermordet. Zeuge F., der dem Ex–Ermittler Sauter vorwarf, ihn unter Druck gesetzt zu haben, mochte den Satz gestern so nicht stehen lassen. Sicher sei er sich nur, daß er die Kinder „vor Montag“ schon gesehen habe und sie deshalb am Tattag morgens auch erkennen konnte.