Daimler feuert Streikende

■ In Stüdafrikas Mercedes–Niederlassung streiken 2.800 Arbeiter für kürzere Arbeitszeit bei gleichem Lohn / 188 Streikführer entlassen / Streik verboten

Aus East London Chris Mabuya

Die gesamte schwarze Belegschaft im südafrikanischen Mercedes–Werk in East London befindet sich seit Montag im Streik. Die 2.800 Arbeiter fordern höhere Löhne und die Wiedereinstellung von 188 Kollegen, die am Montag als „Rädelsführer“ in dem von einem Arbeitsgericht verbotenen Streik gekündigt wurden. Firmensprecherin MacFarlane erklärte, daß Daimler–Benz „keine andere Wahl“ gehabt habe, da die Arbeiter einem ge richtlichen Ultimatum, wieder zur Arbeit zu erscheinen, nicht gefolgt seien. Am Dienstag kam die übrige Belegschaft kurz zu ihrem Arbeitsplatz, um die Bedingung zu erfüllen, ging dann aber wieder nach Hause. Bereits vor einer Woche waren Arbeiter in der Karrosserie–Abteilung in den Streik getreten, um ihre Forderungen nach einem Mindestlohn von DM 4,80 durchzusetzen. Außerdem verlangten sie eine Garantie, daß der Plan der Firmenleitung, die wöchentliche Arbeitszeit von 45 auf 43 Stunden zu senken, nicht mit Lohneinbußen verbunden ist. Am Freitag verbot ein Arbeitsgericht der Metallgewerkschaft (NUMSA) die weitere Organisation des Streiks. Das vom Apartheid–Regime für die Behandlung von Arbeitskonflikten eingesetzte Gericht forderte die Arbeiter auf, am Montag wieder zu arbeiten. Ein für diesen Tag geplantes Treffen zwischen der Firmenleitung und Vertretern der Gewerkschaft platzte, als die Daimler–Vertreter die Kündigung dreier Beriebsräte bekanntgab. Auf die Ausweitung des Streiks reagierte die Firmenleitung, so der bei der IG Metall für Auslandsfragen zuständige Robert Steiert, mit der Kündigung der gesamten betrieblichen NUMSA–Führung. Die Firma habe sich von Anfang an geweigert, über die Gewerkschaftsforderungen zu verhandeln. Die Sprecherin des Daimler– Konzerns in Stuttgart hingegen hält die Entlassung für einen ganz normalen Vorgang. In dem Küstenstädtchen East London, wo das Mercedes–Werk zu den wichtigsten Arbeitgebern gehört, haben Arbeitskämpfe eine lange Tradition. Allein im letzten Jahr verlor Daimler 50 Arbeitstage wegen Streiks. In der selben Zeit wurden 250 Arbeiter gefeuert. Die Gewerkschaft wartet jetzt auf Gesprächsangebote der Firmenleitung. NUMSA ist seit der Fusion der Automobilarbeitergewerkschaft mit anderen Metallgewerkschaften die zweitstärkste Industriegewerkschaft im größten Gewerkschaftsdachverband Südafrikas, COSATU.