Neuer Start für Le Matin

■ Eine von Le Matin–Journalisten gegründete Aktiengesellschaft darf die Pariser Tageszeitung weiterführen / Neues Blattkonzept für die linke „Mittelklasse“

Berlin (taz) - Nach der Nacht wird wieder Morgen. Le Matin de Paris, die linke Pariser Tageszeitung, ist mit neuem Geld erwacht. Gestern nachmittag konnte das Pariser Handelsgericht einer von Journalisten der Zeitung neugegründeten Aktiengesellschaft den Besitz des Blattes zusprechen. Zwei Monate hatte der Matin, den man bisher zu recht als Meinungsblatt der französischen Sozi die der Zeitung eine neue finanzielle Perspektive und zugleich eine neue politische Konzeption gab. 3,5 Millionen DM von verschiedenen Finanziers (unter anderem Betriebe) beschaffte man. Nun sollen vor allem Leser als Gesellschafter geworben werden. Eine solche Kampagne war vor zwei Jahren von der Wochenzeitung Evenement du Jeudi mit großem Erfolg abgeschlossen worden. An eine in Zukunft selbstverwaltete Zeitung ist dennoch nicht zu denken. „Das ist eine normale kapitalistische Operation“, sagt Eric Walther, einer der zehn. „Die Idee der Selbstverwaltung wäre das beste Mittel gewesen, neue Geldbeschaffer abzuschrecken.“ Was die politische Linie des Matin betrifft, sieht Walther jedoch einen „tiefen Bruch mit der Vergangenheit“. Der Matin werde, so Walther, niemals mehr an eine Partei gebunden sein, seine Ausrichtung nach links aber beibehalten. Eine solche Konzeption könnte für die französische Presselandschaft in der Tat erfrischend wirken, zumal der Matin im Vergleich zum modernistisch–liberalen Konkurrenzblatt Liberation einen traditionell sozialkritischen Ansatz hat. Eine Radikalisierung nach links wird es nicht geben: „Unsere Leser kommen aus der Mittelklasse“, meint Walther. Blume