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Ein bißchen Folter

■ Wann fährt der Inquisitor FJS endlich zur Hölle?

Von „Wahrheitsmanipulation“ redet der Bayernkurier und davon, daß es sich bei Straußens Äußerung, die gefolterten Chilenen seien „unfein behandelt“ worden, um ein „aus dem Zusammenhang gerissenes Wort“ gehandelt habe: „Die ganze Wahrheit hätte gestört - so unterdrückte und verschwieg der Chor der Scheinempörten geflissentlich, was Strauß im gleichen Atemzug gesagt hatte, daß nämlich Geständnisse mit Gewalt erpreßt worden seien“. Doch auch den Bayernkurier stört die ganze Wahrheit: Es fehlt der kleine Satz, den der Heilige Franz Josef vor der ZDF–Kamera im gleichen Atemzug noch anfügte: Daß nämlich an diesen erfolterten Geständnissen „schon was dran“ sein werde. Ein wahrhaft christliches Argument, mit dem die Inquisition des Mittelalters so manche Seele von der Folterbank ins Jenseits fahren ließ. Daß es 1987 aus dem Munde eines Ministerpräsidenten fällt, gibt Anlaß zur Hoffnung. Denn wie, wenn nicht mit dieser Methode der Wahrheits–Findung, soll jemals etwas über die Skandale ans Licht kommen, die Straußens Weg pflastern. Aber muß man sich über die ekelerregenden Äußerungen eines alten Reaktionärs so aufregen, daß man ihm Kombi–Zangen an die Fingernägel wünscht? Ist nicht das perfide Theater viel empörenswerter, mit dem das CDU/CSU–Pack sich schlägt und verträgt und sowohl Blüms Wahlkampf in NRW als auch die bayerische Rechtsaußen–Klientel bedient? Es geht nicht um „Entweder–Oder“, wie der Schwesternkampf auf der Bonner Sommerbühne glauben machen will, es geht nach wie vor um Kohls „Sowohl–Als–auch“. Dennoch wünschen wir uns, daß mit dem nächsten Privatflugzeug–Absturz kein Flugschüler vom Himmel fällt. Es ist an der Zeit, daß ein erfahrener, routinierter, weltberühmter Hobby–Pilot und Politiker endlich zur Hölle fährt. Mathias Bröckers

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