piwik no script img

„So sauber war der Schacht noch nie“

■ Die Umweltminister Töpfer und Remmers zu Besuch im Gorlebener Schacht

Nein, bei der Auswahl der Schachtansatzpunkte, der genauen Standorte der beiden Gorlebener Schächte, sei man nicht beteiligt worden, lautet die Auskunft der Arbeitsgemeinschaft Schachtbau Gorleben (ASG), die die Teufarbeiten für die DBE ausführt. „Diese Entscheidung ist allein von unseren Auftraggebern auf übergeordneter Ebene gefällt worden.“ Eine höfliche Umschreibung dafür, daß zumindest beim Schacht II die ASG aus sicherheitstechnischen Gründen für einen anderen Schachtansatzpunkt plädiert hat. Doch was bei anderen Bergwerken eine normale Änderung der Planung wäre, das ist in Gorleben ein Politikum. Am vergangenen Mittwoch hatte die wasserwerfergesicherte, aber blitzsaubere Endlagerbaustelle gleich doppelten Ministerbesuch: Umweltminister Klaus Töpfer (Bonn) und Werner Remmers (Hannover) zwängten sich in wärmende weiße Bergmannsanzüge und überwanden nacheinander, über acht eingelassene Stufen, 2,20 m hohe Wand jenes Eisenbottich, mit dessen Hilfe man in den zur Zeit stillgelegten Schacht I in Gorleben einfahren kann. Erst schwebt der Korb durch den Keller mit den Gefriermaschinen, von denen aus minus 35 Grad kalte Calciumchloridlösung durch 43 Gefriebohrlöcher bis in 260 Meter Tiefe geleitet werden. Dann beginnt die von weißem Rauhreif bedeckte Schachtröhre. „Hier oben liegt Reifschicht ungefähr 5 cm dick auf den Betonsteinen, unten sind es nur ein paar Millimeter“, sagt der Betriebsleiter der ASG, Obersteiger Marquardt. In einigen Abständen, so sieht man im Vorbeihuschen, liegen einzelne Steine der 30 cm dicken Betonwand unverbunden im Mauerwerk. An diesen Punkt würden mögliche Bewegungen des Gebirges gemessen, erläutert unser Begleiter von der ASG. Am Ende der zweiminütigen Fahrt gleitet der Förderkorb, nur noch am Tragseil hängend, durch die dreistöckige 15 Meter hohe Arbeitsbühne, die an der Schachtmauer verankert ist. Wieder aus dem Eisenbottich geklettert steht unsere Gruppe in einer leeren, vielleicht acht Meterhohen Betonröhre. Unter uns ist kein Boden, die Betonwand an den Seiten reicht in den 14 Meter hohen Betonpropf hinein, mit dem im Mai das Schachtende verschlossen wurde, als es einzustürzen drohte. „Die Verformung an den Schachtwänden habe man damals mit bloßem Auge gar nicht sehen können“, sagte Marquardt. Den Beton auf dem Schachtgrund, so erläutert der Obersteiger, wolle man nach und nach mit Preßlufthämmern wieder entfernen und zur Stabilisierung der Schachtwand gleichzeitig sog. „Tübbinge“ einsetzen. Das seien gußeiserne, wandstarke Ringe mit Versteifungsrippen, die man schon lange im Bergbau verwende. „Was meinen Sie, wie wir den Förderkorb geputzt haben“, sagt Obersteiger Marquardt, als wir wieder oben sind. „So sauber wie heute war der noch nie.“ Und die Eisenstufen in der Wand des Bottichs seien schon mal rutschig. Mit dem Korb würde ja auch Erde aus dem Schacht transportiert. - „Bei Einstieg in Teufkübel abgeruscht - Zähne auf Kübelrand ausgeschlagen“, so lautet die Beschreibung eines Unfalls am 28.11.86 in der offiziellen Liste. Und so etwas sollte schließlich weder Minister Remmers noch Bundesminister Töpfer in Gorleben passieren. Hallo Kollegen, die Fotounterschrift für das 4–Spaltige Foto klebt ihr bitte über die Kästen drüber. Alles klar?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen