: Apartheid ganz privat
■ Protest gegen eine rein touristische Reise nach Namibia von Münchner Stadtratsmitgliedern
Berlin (taz) - Mitglieder der „Rathaus–Fußballmannschaft“ des Münchner Stadtrates sind gestern zu Freundschaftsspielen nach Namibia gereist. An dem „Ausflug“ nehmen unter anderem der CSU–Fraktionsvorsitzende mit seiner Familie, eine CSU–Stadträtin sowie hochrangige Verwaltungsvertreter teil. Die „Anti–Atpartheid Bewegung“ hat in einem Schreiben den Münchner Oberbürgermeister Kronawitter (SPD) zuvor aufgefordert diese Reise zu unterbinden. Sie weist in ihrem Brief darauf hin, daß der scheinbar unpolitische Besuch demokratisch legitimierter Politiker von Südafrika dazu benutzt werde, das „häßliche Gesicht der Apartheid zu übertünchen“. Die Reiseteilnehmer machten sich zu „Handlangern“ des Apartheidstaates. Die SPD– Fraktion im Münchner Stadtrat geißelte ebenfalls heftig die Reise, die von beispielloser politischer Instinktlosigkeit zeuge. CSU, beteiligte Verwaltungsbeamte und ebenfalls mitreisende Stadtratsmitglieder der Unabhängigen Sozialen Demokraten (USD) können die Aufregung nicht verstehen: Die Reise sei ausschließlich privater Natur, rein touristisch und werde privat finanziert. Man wolle Verwandte besuchen, sich aus erster Hand über die politischen und sozialen Verhältnisse informieren und keinesfalls als offizielle Delegation auftreten. Daß die SPD sich in Privatreisen einmische, sei einfach „unglaublich“, wetterte CSU–Sprecher Bletschacher in der Presse. tr
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