4.000 Streikende gefeuert Ein Todesopfer in Südafrika

■ Mehr als 45.000 streikenden Minenarbeitern droht in Südafrika die Entlassung / Kumpel in einer Goldmine mit Tränengas zur Arbeit gezwungen / Solidaritätsstreiks für von der Entlassung bedrohte Kumpel

Von Hans Brandt

Johannesburg (taz) - Der seit 13 Tagen andauernde Streik von etwa 300.000 südafrikanischen Bergarbeitern hat ein Todesopfer gefordert. Nach Gewerkschaftsangaben wurde ein Bergmann erschossen und 30 weitere verletzt, als Sicherheitspersonal der Libanon Goldmine auf Streikende schoß, die sich weigerten, wieder an die Arbeit zu gehen. Es sei mit scharfer Munition und mit Gummigeschossen gefeuert worden, so die Bergarbeitergewerkschaft. Der Minenbetreiber sprach dagegen von einer „bewaffneten Bande“, die das Tor einer Unterkunft gestürmt hätten und derer sich die Sicherheitskräfte erwehrt hätten. 4.000 streikende schwarze Bergarbeiter wurden gestern von Südafrikas größtem Bergbaukonzern, Anglo American Corporation (Anglo), gefeuert, nachdem sie sich geweigert hatten, ihren Streik zu beenden. Gleichzeitig droht nunmehr 45.000 weiteren Kumpeln die Entlassung, wenn sie nicht umgehend, zum Teil bis Montag früh, die Arbeit wieder aufnehmen. Fortsetzung auf Seite 2 Tagesthema auf Seite 3 Mit der jüngsten Taktik, Gruppen von Arbeitern in einzelnen Bergwerken Ultimaten zustellen, hoffen die Arbeitgeber offenbar, den Streik zu brechen. Die etwa 300.000 streikenden Mitglieder der Bergarbeitergewerkschaft NUM scheinen jedoch fest entschlossen, den Streik fortzusetzen. So sagte NUM–Generalsekretär Ramaphosa am Donnerstag, daß die Belegschaft von 22.000 Arbeitern der Western Holdings Goldmine aus Solidarität mit ihren entlassenen Kollegen bei Schacht Nr. 1 der Mine das Werksgelände verlassen würde. Bei der Bracken Goldmine östlich von Johannesburg wurden Streikende eigenen Angaben zu folge am Mittwoch von Werkspolizisten gezwungen, unter Tage zu gehen. Die Polizisten hätten Tränengaskanister in die Wohnräume der Arbeiter geworfen, sagte NUM–Mitglied Mohloani. Unter Tage hätten 400 Arbeiter die Arbeit verweigert. Auch dort seien sie mit Tränengas angegriffen worden. Ein Sprecher des Konzerns dementierte den Vorfall. Die Absperrung der Arbeiterwohnheime beim Cooke 3 Schacht der Randfontein Estates Goldmine, wo 4.000 Arbeitern die Entlassung drohte, wenn sie nicht bis gestern nachmittag zur Arbeit zurückkehrten, wurde am Donnerstag abend aufgehoben. Die NUM hatte eine gerichtliche Anordnung beantragt, nachdem die Geschäftsführung die Arbeiter daran gehindert hatte, eine Versammlung zu besuchen.