: Nazi–Aufmarsch zum Heß–Begräbnis
Wunsiedel (ap) - Der Tod des ehemaligen Hitler–Stellvertreters Rudolf Heß hat am Wochenende vor allem in dem vorgesehenen Begräbnisort Wunsiedel, aber auch in Bonn und Bamberg Rechtsradikale und Neonazis auf den Plan gerufen. Im oberfränkischen Wunsiedel, wo der Leichnam des 93jährigen voraussichtlich am Dienstag im Familiengrab beigesetzt werden soll, nahm die Polizei insgesamt 78 Personen vorübergehend fest, die zum Teil gewaltsam auf den Friedhof vorgedrungen waren. Bis auf einen wurden sie aber alle spätestens am Sonntag mittag wieder auf freien Fuß gesetzt. Weitere zehn Rechtsradikale waren am Samstag in Bamberg zur Feststellung der Personalien sistiert worden. Das Landratsamt erliegt bis zum Tag nach der Beerdigung ein allgemeines Versammlungsverbot für den gesamten Landkreis. Auch in Bonn kam es zu Demonstrationen von Heß–Anhängern vor den Botschaften der Alliierten. Um den Friedhof in Wunsiedel vor weiteren Demonstrationen und Wallfahrten Rechtsradikaler abzuschirmen, sperrten ihn Polizei und Stadtverwaltung am Samstag nachmittag bis auf weiteres. Von den insgesamt 78 am Wochenende in Wunsiedel und dem Nachbarort Nagel festgenommenen Rechtsradikalen hatten mehrere Dutzend die Friedhofsmauer überklettert oder waren sonstwie gewaltsam auf den Friedhof vorgedrungen, erklärte ein Polizeisprecher am Sonntag.
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