: Anarchistische Träume fürs tägliche Leben
■ Meeting anarchistischer Gruppen diskutiert Selbstverständnis und Modelle der „Organisierung autonomer Gegenmacht“
Aus Bochum Petra Bornhöft
Rund 80 Mitglieder und FreundInnen der bundesweiten „Föderation anarchistischer Nicht/– SchülerInnen und Nicht/–StudentInnen“ nahmen in Bochum an dem sechsten „Pulverfass“–Treffen teil, das am Sonntag zu Ende ging. Vier Tage lang hatten sie in Arbeitsgruppen und Plena über geplante Bildungsaktionstage, Sexismus und das Anarchieverständnis diskutiert. Weitgehend unbemerkt von der Polizei demonstrierten die TeilnehmerInnen am Samstag in der Bochumer Innenstadt ihre Solidarität mit den hungerstreikenden Frauen im Berliner Knast Plötzensee (die taz berichtete). Mit einer Kundgebung und einem „Fluggi“ machten die AnarchistInnen aufmerksam auf den „Zusammenhang von Haftbedingungen im Knast und Psychiatrie“. In Bochum ist nämlich gerade die mehrfach von zuhause ausgerissene Corinna Z. auf Druck ihres Vaters, ein in linken Kreisen besonders unangenehm aufgefallener Staatsanwalt, in die Kinder– und Jugendpsychiatrie zwangseingewiesen worden. Bochumer Freunde von Corinna vermuten, daß sie mit Psychopharmaka ruhiggestellt und jeder Kontakt zur Außenwelt unterbunden wird. Dieser Fall bestärkte das Pulverfass–Treffen in dem Verlangen nach einer „Gesellschaft, die ihre Probleme löst und nicht hinter Mauern versteckt“. Konkret ging es darum, so sagte ein Teilnehmer, „eigene Strukturen aufzubauen, die anarchistische Träume und Ziele auf das tägliche Leben beziehen“. Dabei steht der Aufbau „kollektiver Alltagsgemeinschaften“, zum Beispiel in Wohngemeinschaften im Mittelpunkt. Diese Vorschläge, die nach Ansicht der Autoren „eine Auseinandersetzung um unser Scheitern und Weiterkommen nicht ersetzen“, dienen auch dazu, der Resignation bei einzelnen oder in Gruppen zu begegnen und „die Perspektive einer aufzubauenden Organisation wieder deutlich zu machen“. Reader und Rundbrief mit Berichten über das Treffen gegen 2,50 DM erhältlich bei: AStA, Kommunikationsreferat, Kiebitzweg 23, 1000 Berlin 33
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