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Der Bergbau ist Südafrikas Schlüsselindustrie

Die südafrikanische Bergbauindustrie ist nur in Superlativen zu beschreiben. Bei der Western Deep Levels Goldmine westlich von Johannesburg stößt der tiefste Schacht der Welt 3.770 Meter tief in die Erde. Täglich wird genug Wasser aus den Bergwerken gepumpt, um drei Millionen Badewannen zu füllen. Die Kühlanlagen der Goldbergwerke sind so stark wie 3,5 Millionen Kühlschränke Sehr plastisch; d.K.. 1986 haben die Goldbergwerke 2,55 Mrd. Rand (etwa 2,24 Mrd. Mark) in Dividenden an ihre Aktionäre ausgeschüttet und zahlten 3,37 Mrd. Rand (2,97 Mrd. Mark) Steuern. Weitere 2,42 Mrd. Rand (2,12 Mrd. Mark) wurden neu investiert. Im Vergleich mit solchen Gewinnen sind die Gehälter schwarzer Bergarbeiter schockierend niedrig. Die 485.000 schwarzen Arbeiter, die diese Reichtümer fördern, verdienten 1986 durchschnittlich nur 427 Rand (etwa 376 Mark) im Monat. Fast alle sind Wanderarbeiter aus ländlichen Gebieten und den schwarzafrikanischen Nachbarländern. Sie leben auf engstem Raum in Wohnheimen, die für Männer reserviert sind und rund um die Uhr von Werkschutzleuten bewacht werden. Die Arbeit unter Tage ist zudem sehr gefährlich. Letztes Jahr kamen 800 Bergarbeiter bei Unfällen ums Leben. 1.351 wurden schwer verletzt. Seit der Entdeckung von Diamanten 1867 in Kimberley und von Gold 1886 bei Johannesburg hat die Bergbauindustrie die wirtschaftliche Struktur und die politische Entwicklung Südafrikas bestimmt. 1886 war Johannesburg noch Teil der „Transvaal Republik“, die die Buren gegründet hatten, um dem Einfluß der verhaßten Engländer in der Kapkolonie zu entkommen. Doch das britische Empire wollte die Kontrolle des Goldes nicht den Buren überlassen. Im sogenannten Burenkrieg zur Jahrhundertwende wurde der Transvaal annektiert. Es folgte eine aggressive Erschließung der Bodenschätze durch britische Unternehmen. In den folgenden Jahren wurden im Interesse der Bergbauindustrie die Grundlagen der Apartheid gelegt. Der Landbesitz der einheimischen schwarzen Bevölkerung wurde enteignet, so daß sie sich nicht mehr von der Landwirtschaft ernähren konnten. Sondersteuern für Schwarze wurden eingeführt, um sie zur Lohnarbeit in den Goldgruben zu zwingen. Das System der Wanderarbeit und die damit verbundene Unterbringung schwarzer Arbeiter in menschen unwürdigen Wohnheimen entstanden. Die Diskriminierung schwarzer Arbeiter zeigt sich auch im Vergleich mit ihren weißen Kollegen. Politisch zählen die weißen Kumpel fast alle zum ultrakonservativen Lager. Immer wieder kommt es zu rassistischen Vorfällen unter Tage, wo schwarze Arbeiter von den Weißen noch immer „Boys“ genannt werden. Auch in den Löhnen kommt die Diskriminierung von Schwarzen zum Ausdruck. 1970 bekam ein weißer Arbeiter 21mal soviel Lohn wie ein Schwarzer. Noch heute verdienen weiße Arbeiter durchschnittlich 2.307 Rand (2.030 Mark) im Monat - das Fünffache eines schwarzen Kollegen. Die Apartheid–Regierung ist ihrerseits wirtschaftlich fast vollkommen von den Bodenschätzen des Landes abhängig. In Südafrika werden 60 Prozent des in der westlichen Welt produzierten Goldes gefördert. Gold macht fast die Hälfte aller Exporteinkommen Südafrikas aus. Die Einkommen aus Kohleexporten machen weitere 25 Prozent aus. Südafrika ist der Welt größter Produzent von Platin, eine Produktion, die sich noch ausweiten wird. Auch Chrom, Vanadium und Titanium gehören zu den Exportschlagern des Landes.

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