Töpfers miese Auto–Bilanz

■ Nur 600.000 Alt–Pkw wurden auf „schadstoffarm“ umgerüstet / Nur 700.000 Autos fahren mit geregeltem Katalysator / Ausstoß der waldkillenden Stickoxide ist ungebremst / Giftreduktion mehr als ausgeglichen

Bonn (dpa/taz) - Bundeumweltminister Klaus Töpfer (CDU) hat gemeinsam mit dem Zentralverband des Kfz–Gewerbes (ZDK) eine neue Kampagne zur Umrüstung von älteren Autos auf schadstoffarm gestartet. Vor der Presse in Bonn räumte er am Dienstag ein, daß erst 600.000 Pkw umgerüstet seien, obwohl über zwei Millionen Fahrzeuge hierfür in Frage kämen. Töpfer bestätigte damit die Kritik des SPD–Umweltexperten Volker Hauff, der die Pkw–Nachrüstung als „Flop“ bezeichnet hat. In einer Zwischenbilanz zum „umweltfreundlichen“ Auto sagte der Minister, zur Zeit seien 5,7 Millionen schadstoffreduzierte Pkw im Verkehr, davon seien 2,7 Millionen schadstoffarm. In dieser Zahl sind auch die Diesel–Fahrzeuge enthalten, deren Klassifizierung unter „schadstoffarm“ wegen Ausstoßes krebserregender Rußpartikel sehr umstritten ist. Mit dem geregelten Dreiwege–Katalysator, der einzigen wirklich effektiven Schadstoff–Reinigung, sind in der BRD nach Töpfers Angaben erst 700.000 Pkw ausgerüstet, das sind weniger als vier Prozent aller zugelassenen Pkw. Bleifreies Benzin hat gegenwärtig einen Marktanteil von 25,5 Prozent. Töpfer kündigte an, daß vom 1. Januar 1988 an kein bleihaltiges Normal– Benzin mehr angeboten wird. Blei–FahrerInnen müssen dann auf das teurere Super umsteigen. Neben dem Kauf umweltfreundlicher Neufahrzeuge forderte Töpfer eine Verbesserung des Abgasverhaltens der im Verkehr befindlichen Wagen durch Umrüstung. Nach den Angaben des ZDK ist jedoch bei den Nachrüstsätzen aller Systeme die Nachfrage deutlich gesunken. Habe man noch vor einem Jahr in Einzelfällen den Kunden vertrösten müssen, so warte man heute vielfach vergebens auf Interessenten. Die Umrüstung lohne sich wegen der Steuerentlastung auch weiterhin finanziell. So reiche die Bandbreite der Steuerersparnis von 560 bis 1.650 Mark in diesem Jahr und von 370 bis 1.100 Mark im nächsten Jahr. Nach Angaben des Institut für Energie– und Umweltforschung (IFEU) in Heidelberg ist im vergangenen Jahr der Ausstoß an Stickoxiden durch den Verkehr um 40.000 Tonnen angestiegen. Die Gift–Reduktion durch sogenannte schadstoffarme Techniken werde durch eine weiter wachsende Zahl von Fahrzeugen, durch häufigere Benutzung der Autos und durch schnelleres Fahren mehr als ausgeglichen.