: Eröffnung der Leipziger Herbstmesse
■ Deutsch–Deutscher Handel rückläufig / Nur Investitionsgüterbranche frohlockt
Berlin (taz) - In Leipzig ist am Sonntag die einwöchige Herbstmesse eröffnet worden, auf der 6.000 Firmen aus 15 Investitions– und Konsumgüterbranchen ihre Produkte ausstellen, darunter 600 aus der Bundesrepublik und West– Berlin. Beim traditionellen Auftaktrundgang von Vertretern der Staats– und Parteiführung der DDR fehlte allerdings der Parteichef Erich Honecker: Er hatte seinen Besuch wegen des bevorstehenden deutsch–deutschen Streßprogramms abgesagt. So mußte Ministerpräsident Willi Stoph für seinen republikflüchtigen Chef die Stellung halten und in die Kameras lächeln, zum Beispiel am Stand des bundesdeutschen VEBA–Konzerns. Dessen Tochter PreußenElektra führt mit der DDR Gespräche über Stromlieferungen, die nach Angaben des VEBA–Konzernchefs, Rudolf von Benningsen–Foerder bald abgeschlossen werden können. Politische Gespräche auf höherer Ebene zwischen Vertretern aus der DDR und der Bundesrepublik finden im Rahmen der Leipziger Messe in diesem Jahr nicht statt, dazu besteht ja in der laufenden Woche in der Bundesrepublik ausreichend Gelegenheit. So wird der deutsch–deutsche Handel am morgigen Mittwoch zur Sprache kommen. Der Deutsche Industrie– und Handelstag (DIHT) empfängt Honecker und 22 Generaldirektoren von DDR–Industriekombinaten zu Gesprächen in Köln. Da wird es einiges zu bereden geben, doch ist der deutsch–deutsche Handel ins Stocken geraten. Nach stetigem Wachstum in früheren Jahren war 1986 ein Rückgang um neun Prozent auf 15,2 Milliarden DM zu verzeichnen gewesen. Dieser Trend setzte sich im ersten Halbjahr 1987 fort. Lieferungen aus der BRD in die DDR sanken um ein Prozent auf 3,7 Milliarden DM, während die Bezüge aus der DDR um neun Prozent auf 3,4 Milliarden DM fielen. Als Gründe für diesen Rückgang auf DDR– Seite sind der Ölpreisverfall, der sich auf die Preise für Lieferungen der DDR im Grundstoffbereich niederschlägt, sowie die aufgrund des Dollarkursrückgangs verschärfte Konkurrenz für ihre Produkte aus Schwellenländern zu nennen. Ein Lichtblick fürs Geschäft: Auf bundesdeutscher Seite konnten noch satte Steigerungsraten, ein Plus von 33,3 Prozent, bei der Lieferung von Investitionsgütern verbucht werden. Auch wenn die Verkäufe der DDR seit der Jahresmitte wieder zugenommen haben, werden die Erwartungen der bundesdeutschen Aussteller auf der Leipziger Messe nicht zu hoch gesteckt, mehr als das Vorjahresergebnis wird insgesamt kaum erreicht werden. Joe
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