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Flüchtlinge dürfen in Dietesheim bleiben

■ Ein Bürger–Protest verhindert die geplante zwangsweise Räumung der Asylbewerber–Unterkunft

HMühlheim/Main (taz) -Die zwangsweise angedrohte Verlegung von Asylbewerbern, die derzeit in einem Hotel im Mühlheimer Stadtteil Dietesheim untergebracht sind, ist nun doch abgesagt worden. Wie die taz in ihrer gestrigen Ausgabe berichtete, sollen die 29 politischen Flüchtlinge ihr Quartier räumen, weil dort DDR–Spätaussiedler untergebracht werden sollen. Die Asylbewerber sollten in die Kreisgemeinde Egelsbach umgesetzt werden. Dort erfüllt man bislang die Aufnahmequote nicht. Der erste Kreisbeigeordnete Faust (CDU), unter anderem Sozialdezernent für den Kreis Offenbach, scheint sich aber nunmehr dem Druck der evangelischen und katholischen Kirche sowie von Dietersheimer Bürgern zu beugen. Gegenüber der taz sagte er, daß er von einer Zwangsumsetzung der Asylanten Abstand nehme. Allerdings hätte man sich ohne den Pressewirbel „in Ruhe und gütlich einigen können“, fügte er hinzu. Pfarrer Rumpelters von der evangelischen Friedenskriche erklärte, daß man „nicht nur die Asylbewerber hier behalten möchte, sondern es vielmehr zugleich auch den Aussiedlern ermöglicht werden soll, nach Mühlheim zu kommen. Zunächst wollen die Kirchengemeinden Aussiedler aufnehmen, 25 von ihnen sollen zu den Flüchtlingen ziehen. Für eine Betreuung werde gesorgt, so Pfarrer Rumpelters, um die von Faust befürchteten „Spannungen zwischen Deutschen und Ausländern“ möglichst gering zu halten. Rumpelters: „Wir müssen beiden Gruppen gerecht werden, die Integration der einen darf nicht zu Lasten der anderen gehen. Die Menschen sollen ihr Recht haben und nicht die Verwaltungsvorschriften.“ Die Initiative Dietesheimer BürgerInnen gegen die Zwangsräumung hätte bewiesen, daß ein längeres Nachdenken zu besseren, menschenwürdigeren Lösungen führe, als die sture Anwendung von verwaltungstechnischen Schritten. m.b.

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