Billiger Boykott in Düsseldorf

■ Stadt verzichtet auf Bußgelder / Ganze drei Boykotteure aufgespürt / Staatsanwaltschaft duldet Boykottaufrufe / „Die Zählung ist gelaufen“

Aus Bochum Petra Bornhöft

Für DüsseldorferInnen wird der Boykott der Volkszählung ein vergleichsweise billiger Vobo–Spaß bleiben. Auf Anfrage der taz erklärte gestern der Erhebungsstellenleiter Kark: „Die Stadt hat davon Abstand genommen, Bußgelder zu verhängen.“ Zur Begründung verwies Kark auf die geringe Zahl von Boykotteuren und sagte: „Es macht wenig Sinn, nach Ablieferung der Daten die Sache noch weiter zu verfolgen.“ In etwa 15 fehlten nur 29 Fragebögen. Den Säumigen wurde ein Zwangsgeld von 200 DM angedroht, da waren es nur noch drei kleine Boykotteure. Diese Verweigererzahl - Düsseldorf hat 564.000 Einwohner - scheint selbst Kark nicht ganz geheuer: „Es gibt doch mehr als drei taz–Leser hier.“ In der Tat, wenngleich uns der Zugang zu staatlichen Tabellen über den signifikanten Zusammenhang von taz– Abonnement und Zensus–Boykott (noch) fehlt. Die neue Gelassenheit in der Landeshauptstadt demonstrierte vorgestern auch die Staatsanwaltschaft. Sie übergab den NRW–Grünen 366.757 nicht mehr benötigte Beweismittel. Diese VoBo– Flugbätter waren Ende Juni beschlagnahmt worden. Nachdem die Ermittler offenbar täglich über 1.000 Boykottaufrufe studiert hatten, stapelten sie die wieder sorgsam verschnürten Zeitungsbündel in einem LKW. Den entluden die Grünen noch vor dem Justizgebäude. Kommentar des Oberstaatsanwaltes: „Die Zählung ist gelaufen. Wenn da jetzt noch was verteilt wird, hat das keine Wirkung mehr.“ Dann stellen Sie mal sämtliche Ermittlungsverfahren ein, Herr Staatsanwalt!