piwik no script img

I N T E R V I E W „Daimlers Politik der Ultimaten“

■ Nach seiner Reise nach Südafrika erhebt der grüne Bundestagsabgeordnete und ehemalige Daimler–Betriebsrat Willy Hoss schwere Vorwürfe gegen den Konzern und die IG Metall / IG Metall „hat bisher nur Telefongespräche geführt“

taz: Was war der politische Sinn deiner Reise nach Südafrika? Hoss: Es ging in erster Linie darum, den streikenden Daimler–Arbeitern Solidarität zu zeigen. Zweitens wollte ich durch meine Präsenz anregen, daß die IG Metall und auch die Gewerkschaft innerhalb des Daimler–Konzerns sich der Sache annimmt. Drittens wollte ich mich genauer informieren über die sozialen und politischen Bedingungen, unter denen die Gewerkschaft und die Daimler–Benz–Arbeiter dort arbeiten, leben und wohnen. Was ist dein Eindruck von der Politik von Daimler–Benz? Sie begegnen der Gewerkschaft in einer kolonialistischen Art. Sie treiben eine Politik der Ultimaten und keine Politik der Anerkennung der Gewerkschaften - und schon gar nicht eine Politik, die einen Prozeß unterstützt, der gegen die Apartheid laufen soll. Was ist Deine Kritik an der IG Metall? Mercedes–Benz/Südafrika exisitiert jetzt seit zwanzig Jahren. Als ich dort hinkam, war ich der erste von der Arbeiterseite, der sich überhaupt dort hat blicken lassen. Unsere Leute sitzen in den Aufsichtsräten und sind in der reichen IG Metall. Sie haben es bisher nicht für nötig befunden, dort hinzugehen und mit den Arbeitern und mit den Gewerkschaften vor Ort zu sprechen. Man hat bisher nur Telefongespräche geführt. Du hast auf der Streikversammlung angekündigt, du wolltest bei der IG Metall–Spitze intervenieren. Du weißt doch genau, daß Dein Einfluß bei der IG Metall auf Grund des Konflikts mit der „plakat–Gruppe“ gleich Null ist. Hast Du da nicht falsche Hoffnungen geweckt? Wir haben wieder die Funktion gehabt, etwas in Bewegung zu setzen. Die Hoffnung war, daß die anderen sich bewegen, wenn ich dort auftauche und damit ein Bild entsteht, der grüne Hoss, der grüne Daimler–Mann ist bei denen vor Ort. Deswegen? Immerhin hat es kein öffentliches Aufsehen erregt. Auch der Daimler–Gesamtbetriebsratsvorsitzende Lucy hat sich geäußert, allerdings in einer sehr fatalen Weise. Er hat gesagt, die Firma solle „vornehmlich“ die Arbeiter einstellen, die dort beschäftigt waren. Das unterstützt ja genau die Politik, daß man die Sprecher der schwarzen Kollegen draußen läßt. Das finde ich fatal. Das muß er korrigieren. Interview: Martin Kempe Spendenkonto der IGM: Stichwort: „Daimler Benz Südafrika“, Bank für Gemeinwirtschaft Frankfurt/M., Konto–Nr. 100 0212100

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen