: Keine Geheimnisse mehr
■ Zum Einbruch in den NASA–Computer
Der spektakuläre Coup des „Chaos Computer Clubs“ löst klammheimliche Freude aus: Wie da den Technokraten, Daten–Bankiers und High–Tech–Priestern ins Allerheiligste gepinkelt wurde, ist ketzerisch, rotzfrech und subversiv. Daß die Hamburger Hacker dem Großen Bruder als nützliche Idioten dienen und helfen, die Schwachstellen im System zu beseitigen - dieses Argument zieht nur auf den ersten Blick. Natürlich wird die Computer–Firma den Zugang, den die Hacker dieses Mal gefunden haben, nun hochsicher versperren. Aber niemand glaubt, daß dann die Daten ein für allemal gesichert wären. Im Gegenteil: Jeder der vom heimischen Terminal und Telefon verübten Einbrüche in die Zentren der Macht beweist, daß es prinzipiell unmöglich ist, sie zu verhindern. Kommunikations–Netze funktionieren nur als offene Systeme, absolut gegen Mißbrauch abgeschottet ist auch eine Datenbank für den Gebrauch nicht besser geeignet als ein Aktenschrank mit Karteikarten. Leicht vorstellbar ist das Chaos, das der Hacker–Club nicht umsonst im Namen führt, wenn derartige Spaziergänge durch den angeblich undurchsichtigen Datenwald sich rhizomartig als neuer Volkssport ausbreiten und für allgemeinen Durchblick (Glasnost!) im Daten–Dschungel des militärisch–industriellen Komplexes sorgen. Die gläserne NASA beweist: Es gibt keine Geheimnisse mehr, Orwells Großer Bruder ist ein Schweizer Käse. Mathias Bröckers
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen