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Südafrika läßt nicht locker

■ Seit 1978 hält Südafrika die ehemalige deutsche Kolonie Deutsch–Südwestafrika illegal besetzt / Die SWAPO wird von der UNO als einzige Vertreterin des namibischen Volkes anerkannt

Obwohl Namibia wegen seines Rohstoffreichtums ein wohlhabendes Land sein könnte, steckt die ehemalige deutsche Kolonie in einer tiefen Wirtschaftskrise. Verantwortlich dafür ist die von Südafrika eingesetzte weiße Übergangsregierung, die den Ausverkauf der Bodenschätze und schwarzen Arbeitskräfte an im Lande engagierte internationale und südafrikanische Konzerne betreibt. Südafrika, das Namibia seit 1978 illegal besetzt hält, hat seine Apartheid–Strukturen auf das Land übertragen und regiert durch eine mit begrenzten Kompetenzen ausgestattete Übergangsregierung, von der die größte Oppositionspartei, die „Volksorganisation Südwestafrika“ (SWAPO ) ausgeschlossen ist. Leidtragend ist die schwarze Bevölkerungsmehrheit Namibias. Rund 90 Prozent der 1,5 Millionen Einwohner sind schwarz. Viele von ihnen versuchen, in den von hoher Arbeitslosigkeit geprägten Townships der wenigen größeren Städte des Landes zu überleben. Arbeit finden sie höchstens in einer der großen Minen, in denen Diamanten oder Uran abgebaut wird. Die wenigen Weißen hingegen besetzen die Schlüsselpositionen in der aufgeblähten Verwaltung oder leben auf riesigen Farmen. Seit 21 Jahren kämpft die namibische Oppositionspartei SWAPO auch militärisch gegen die rassistische Ausbeutung. Weil die SWAPO als einzige Partei den Kampf um die Unabhängigkeit auch mit Waffen führt, ist sie nach den Kriterien der UNO eine Befreiungsbewegung und wird als „einzige, wahre“ Vertreterin des namibischen Volkes anerkannt. Lange Zeit fühlten sich die anderen Oppositionsparteien von der SWAPO ausgegrenzt, was die Bildung einer Allianz verhinderte. Seit April letzten Jahres kooperieren die verschiedenen Oppositionparteien jedoch zusammen unter der Schirmherrschaft des Namibischen Kirchenrates. Das ehemalige Deutsch–Südwest war nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg unter die Verwaltung der von Großbritannien kontrollierten südafrikanischen Union gestellt worden. Nach der Unabhängigkeit Südafrikas 1961 beendete die UNO das Verwaltungsmandat des Apartheidregimes über Namibia. Doch völkerrechtswidrig hielt Südafrika an der Besetzung des Nachbarlandes fest. 1978 verabschiedete der Weltsicherheitsrat schließlich die Resolution 435, die freie Wahlen unter Aufsicht und Kontrolle der Vereinten Nationen vorsah. Doch Südafrika weigert sich bis heute, seine Truppen aus Namibia abzuziehen und freie Wahlen zu ermöglichen. Michael Fischer

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