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35–Stunden–Woche für Bauarbeiter?

■ Auch die Baugewerkschaft begann überraschend mit Verhandlungen über Arbeitszeitverkürzungen / Weitere Forderungen der Gewerkschaft: Mehr Urlaub, Zulagen

Frankfurt (ap) - Überraschend hat nun auch die Industriegewerkschaft Bau–Steine–Erden mit den Arbeitgebern Verhandlungen über die 35–Stunden–Woche für die rund eine Million Bauarbeiter in der Bundesrepublik aufgenommen. In einer am Dienstag in Frankfurt verbreiteten Erklärung der Gewerkschaft hieß es, beide Seiten hätten sich am Vortag in der ersten Gesprächsrunde über den zum Jahresende gekündigten Rahmentarifvertrag darauf geeinigt, auch über eine Neuregelung der Arbeitszeit zu verhandeln. Mitte Dezember beginnen die Gespräche über die 35–Stunden–Woche für die rund 2,7 Millionen Arbeiter und Angestellten bei Bund, Ländern und Gemeinden, Bahn und Post. Die IG Bau, die nur kurz nach dem wochenlangen Streik von Metallern und Druckern 1984 die 40–Stunden–Woche bis Ende 1988 festgeschrieben und statt einer Wochenarbeitszeitverkürzung den Vorruhestand vereinbart hatte, fordert nun ebenfalls die 35–Stunden–Woche. Damit ist sie nach der IG–Chemie–Papier–Keramik die letzte große Industriegewerkschaft, die vom Vorruhestand Abstand nimmt. Das Vorruhestandsgesetz, das die Zuschüsse der Bundesanstalt für Arbeit für vorzeitig ausscheidende Arbeitnehmer regelt, läuft Ende 1988 aus. In der Verhandlungsrunde am Montag in Frankfurt forderte die IG Bau ferner eine Verlängerung des Urlaubs für alle Arbeitnehmer am Bau auf 30 Arbeitstage. Bislang hatten die Beschäftigten nur 23 Tage Urlaub vor und 26 Tage nach vollendetem 35. Lebensjahr. Außerdem verlangt die Gewerkschaft höhere Abgeltungen für Fahrtkosten und eine Anhebung des Wegegelds sowie der Auslösungssätze, eine Verbesserung der Erschwerniszuschläge für besonders belastende Arbeiten, eine Anpassung von Tätigkeitsmerkmalen und deren Zuordnung zu den Lohngruppen sowie eine Anpassung der Kündigungsfristen an die bisherige Rechtsentwicklung.

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