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I N T E R V I E W Die Waffenruhe ist nur Teil der Lösung

■ Ruben Zamora, Vizepräsident des Bündnisses der salvadorianischen Linksopposition FDR, zum Treffen zwischen Präsident Duarte und der Guerilla am kommenden Sonntag und zu seiner baldigen Rückkehr aus dem Exil

Die Guerilla in El Salvador sieht den Termin für Waffenstillstandsverhandlungen mit der Regierung am kommenden Sonntag in Gefahr, nachdem die Verabredung zu einem Vorbereitungsgespräch am Dienstag geplatzt ist. Die Vertreter der Regierung seien absprachewidrig nach San Jose (Costa Rica) geflogen, während die Delegation der Aufständischen und der mit der Vermittlung zwischen den Bürgerkriegsparteien betraute Erzbischof Arturo Rivera y Damas in Panama auf sie gewartet hätten, enthüllten die Guerilla–Organisation FMLN und ihr politischer Arm FDR am Mittwoch. Die Regierungsdelegation, Planungsminister Fidel Chavez und Kultusminister Adolfo Rey Prendes, habe den Tagungsort aus nach eigenen Angaben „politischen Gründen“ einseitig verlegt, erklärten die Aufständischen. Am Dienstag abend seien der Erzbischof und die Sprecher der Guerilla von Panama nach San Jose geflogen. Unterdessen hätten sie jedoch von einem Presseauftritt von Präsident Duarte erfahren, der am selben Tag seine Teilnahme an den Waffenstillstandsgesprächen davon abhängig gemacht hatte, daß sämtliche fünf Führer der fünf in der FMLN zusammengeschlossenen Guerilla selber am Verhandlungsort erscheinen, und daraufhin das Treffen mit den Regierungsvertretern abgesagt. Die Auswahl der Mitglieder ihrer Verhandlungsdelegation sei allein ihre Sache, betonten die Rebellen. Sie hätten sich jedoch immer an bereit erklärt, die Waffenstillstandsverhandlungen „auf höchster Ebene“ zu führen. (afp) taz: Der salvadorianische Kommunikationsminister Rey Prendes hat mir vor wenigen Tagen gesagt, daß als einziger Punkt der Tages ordnung diskutiert werden soll, ob die FMLN und die FDR den Friedensplan von Guatemala annehmen. Mit anderen Worten: ob und wann die Guerilla die Waffen niederlegt. Ruben Zamora: Die Tagesordnung einer solchen Begegnung ist etwas, was am Anfang diskutiert werden muß. In unserem Brief an Präsident Arias haben wir gesagt, daß das Abkommen von Guatemala einen positiven Rahmen für eine politische Lösung in El Salvador darstellt. Welches sind denn die Punkte, mit denen ihr nicht voll einverstanden seid? Der Plan von Guatemala sieht den Dialog mit den unbewaffneten politischen Kräften vor. In El Salvador hat es aber schon vor dem Treffen in Guatemala einen Dialog zwischen der Regierung und den Fronten FMLN–FDR gegeben. Daß die Regierung diesen Dialog unterbrochen hat, steht auf einem anderen Blatt. Selbst Duarte hat diese Besonderheit anerkannt, indem er den Dialog auch mit der bewaffneten FMLN akzeptierte. Was die Amnestie betrifft, sind wir voll einverstanden. Es gibt derzeit über 600 politische Gefangene. Einen Waffenstillstand, wie ihn das Abkommen vorsieht, wollen wir als Teil einer globalen Lösung diskutieren. Wie stehen die Aussichten, daß die USA und die Armee die möglichen Resultate des Dialogs akzeptieren? Wenn die US–Botschaft, die Armee, die salvadorianische Regierung und unsere Fronten die einzigen Akteure wären, dann wäre der Spielraum Duartes, der von den USA und vom Oberkommando der Streitkräfte unter Druck gesetzt wird, äußerst gering. Es gibt andere Kräfte, die zugunsten einer politischen Lösung Druck machen. Wir setzen unsere Hoffnung in die zunehmende Bereitschaft des salvadorianischen Volkes, auf eine politische Lösung zu drängen. Stimmt die Nachricht, daß Sie demnächst nach El Salvador zurückkehren werden? Ja, das stimmt. Meine Partei - die Christlichsoziale Volksbewegung (MPSC) - hat schon 1985 beschlossen, ihre politische Präsenz im Lande zu verstärken. Andererseits war klar, daß viele Leute wegen der herrschenden Repression mit ihren Sympathien für die Positionen der Allianz (FMLN–FDR) zurückhielten. Wir beschlossen also, über verstärkte Präsenz im Inneren diese Kräfte zugunsten einer politischen Lösung einzubinden. Das haben wir zweieinhalb Jahre mit einigem Erfolg getan, und so mußte der Augenblick kommen, da auch der Generalsekretär zurückkehrt. Und das bin ich. Rey Prendes hat mir gesagt, daß Sie verhaftet werden, wenn Sie nicht dem bewaffneten Kampf abschwören. Wie soll ich dem bewaffneten Kampf abschwören, wenn ich nie eine Waffe geführt habe? Ich gehöre einer politischen Organisation an. Aber die FDR hat eine strategische Allianz mit der FMLN–Guerilla geschlossen. Eine strategische Allianz zugunsten einer politischen Verhandlungslösung. Meine politischen Allianzen stehen nicht zur Diskussion. Das Interview führte Ralf Leonhard

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