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In Kiel wird heftig nachgetreten

■ Einen Tag vor seinem heutigen Rücktritt machte Ministerpräsident Uwe Barschel noch einmal Dampf gegen die FDP / Der SSW–Abgeordnete Karl Otto Meyer schlägt FDP–Chef Ronneburger als Barschel–Nachfolger vor

Kiel (dpa/taz) - Einen Tag vor dem offiziellen Rücktritt des schleswig–holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel haben sich der noch amtierende CDU–Regierungschef und die FDP schwere Vorwürfe gemacht. Zu seinem Entschluß, das Amt niederzulegen, habe „aktuell das Verhalten der FDP“ beigetragen, sagte Barschel. Der Landtagsabgeordnete der Freien Demokraten Neithart Neitzel warf dem CDU– Politiker dagegen vor, in der Affäre Pfeiffer mehrmals „nur die halbe Wahrheit“ gesagt zu haben. Zugleich befürchtete er, daß durch Barschels Schuldzuwei sung an die FDP „mögliche Ergebnisse bei der Ministerpräsidentenwahl vorbereitet werden sollen“. Von der FDP werde es jedoch in keinem Wahlgang eine Stimme für SPD–Kandidat Björn Engholm geben. Der Abgeordnete des SSW, Karl Otto Meyer, hat überraschend den FDP–Bundestagsabgeordneten Uwe Ronneburger als Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten ins Spiel gebracht: „Wenn Ronneburger die meisten Stimmen für sich gewinnen kann, ist der SSW bereit, ihn zu unterstützen. Ronneburger ist sicherlich ein Politiker, der die Wünsche des SSW respektiert.“ Eine Demokratie zeichne sich dadurch aus, so Meyer, daß auch einmal eine kleine Partei wie die FDP den Ministerpräsidenten stellen könne. Meyer ergänzte in einem anderen Interview seinen Vorschlag dahingehend, daß dieser ausschließlich für eine Koalition der FDP mit der SPD gelte. Die schleswig–holsteinische CDU hat unterdessen die Wahl eines bisher nicht benannten Nachfolgers für Uwe Barschel für den 20. Oktober beantragt. Nach einer Landesausschußsitzung der schleswig–holsteinischen SPD betonte deren Sprecher Nilius, daß Engholm sich in der zweiten Oktobersitzung des Kieler Landtags zur Wahl des Ministerpräsidenten stellen werde. Engholm versicherte, daß er sich im Fall seiner Wahl in Gesprächen mit allen Fraktionen um eine dauerhafte parlamentarische Mehrheit bemühen werde. Der SPD–Landesvorsitzende Jansen meinte zur FDP–Haltung, die Partei werde sehen, daß „ihre wider alle landespolitische Vernunft aufrecht erhaltene Blockadepolitik scheitern“ werde. Scharf verurteilten Jansen und FDP–Chef Zumpfort den Druck der Unionsparteien auf den SSW–Abgeordneten Meyer.

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