piwik no script img

Koalition gegen Leihmütter–Büro

■ Heftige Proteste von Ärzten, Parteien und feministischen Gruppen fordern Schließung des Vermittlungs–Büros in Frankfurt / Bundesjustizministerium hofft auf schnelles Gesetz

Frankfurt (taz) - Für die Schließung des gestern eröffneten europäischen Leihmutter–Vermittlungsbüros des amerikanischen Anwalts und Gründungsvaters der Leihmütterorganisation Noel P. Keane in Frankfurt hat sich bereits eine breite Koalition von Ärzteorganisationen, Parteigruppierungen, kirchlichen Institutionen bis hin zu feministischen Gruppen ausgesprochen. Das „United Family International“–Büro - so der Name - des Leihmütterinformationsbüros liegt am Ende der „Zeil“, Frankfurts Konsum– und Einkaufsparadies. Die Vertreterinnen des Frauengesundheitszentrums unterstrichen in einer ersten Reaktion die schon von verschiedenen Seiten geäußerte Kritik am Leihmutter–Verfahren. Leihmutterschaft reduziere Frauen auf ihre Fortpflanzungsorgane und mache „Brüterinnen“ aus ihnen. Arme Frauen würden die Kinder für reiche Männer oder Ehepaare austragen und nicht nur die Frauen würden als vermarktbare Waren betrachtet, sondern auch die Kinder. Sie würden zum Gegenstand eines Vertrages, zur Investition, die bei Nichtgefallen, zum Beispiel bei einer Behinderung oder dem falschen Geschlecht, zurückgegeben werden könnten. Im Bundesjustizministerium mißbilligte ein Sprecher die Eröffnung des Frankfurter Zentrums „aufs Schärfste“. Die Bundesregierung sei strikt gegen Leihmutterschaft. Es dränge sich der Verdacht auf, daß in Frankfurt „ein Umgehungsgeschäft“ geplant sei. Gegenüber der taz hieß es, man hoffe jetzt auf eine „Beschleunigung des Gesetzgebungsverfahrens“. Im Bundesgesundheitsministerium liegt ein Referentenentwurf vor, der das strafrechtliche Verbot der kommerziellen Vermittlung von Leihmüttern vorsieht. Im Rahmen des Adoptionsvermittlungsgesetzes gelten Leihmütterverträge als ordnungswidrig. In Frankfurt will das Jugendamt nach Auskunft seines Leiters überprüfen, ob das Frankfurter Zentrum ordnungsgemäß arbeitet. Die Stadtverwaltung werde gegebenenfalls ein Verfahren gegen die Betreiber einleiten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen