Die IG–Druck gibt sich flexibel

■ Autonomiewünsche der kleineren Verbände in der IG Medien werden weitgehend berücksichtigt doch Streikfähigkeit der Drucker darf nicht gemindert werden / Probleme sind noch mit der RFFU zu beseitigen

Aus Fellbach Martin Kempe

Die Bedenken des Schriftsteller– Verbandes VS und auch der Verbände der Gewerkschaft Kunst, die zukünftige Industriegewerkschaft Medien könnte allzu zentralistisch aufgebaut werden, sind von den Delegierten der Druckergewerkschaft auf ihrem außerordentlichen Gewerkschaftstag in Fellbach bei Stuttgart weitgehend berücksichtigt worden. Alfred Horne, der Vorsitzende der Gewekschaft Kunst, meinte auf der abschließenden Pressekonferenz, die meisten der Grundsatzkonflikte zwischen den am Gründungsprozeß der IG Medien beteiligten Organisationen und Ver bände seien nun entschärft. Wer nun die verbleibenden Differenzen zum Vorwand nehme, den Schritt in die Mediengewerkschaft zu verweigern, wolle das seit mehr als zehn Jahren verfolgte Projekt offensichtlich gar nicht. Die Grenze der Kompromißfähigkeit der IG Druck und Papier (Drupa) wurde auf dem Fellbacher Gewerkschaftstag deutlich weiter gezogen, als aus dem ursprünglich vorliegenden Satzungsentwurf der Drupa für die IG Medien hervorging. Aber, so der Drupa–Vorsitzende Ferlemann, diese Grenze sei nun auch erreicht. Sie verlaufe dort, wodurch Autonomiewünsche der kleineren Organisationen die Kampffähig keit der streikfreudigen Drucker Schaden nehme. Die aber wird bald gebraucht wenn der Bundesverband Druck seine Ankündigung wahrmacht, die mit der IG Druck abgeschlossenen Tarifverträge nicht auf die im Frühjahr 1989 zu gründende IG Medien zu übertragen. „Wenn sie sich weiterhin weigern, werden wir sie auf unsere bewährte Weise dazu zwingen“, kündigte Ferlemann an, und - an die Vertreter der Unternehmer gewandt: „Diese Erfahrung können Sie sich sparen.“ Die größten Schwierigkeiten bei den Fusionsverhandlungen gibt es nach wie vor zwischen der IG Druck und Papier und der zur Gewerkschaft Kunst gehörenden Rundfunk–, Fernseh– und Filmunion (RFFU). Da geht es nicht nur um die Autonomiespielräume der verschiedenen Fachgruppen, sondern um Konflikte bei der Übernahme des hauptamtlichen Personals und um die an die öffentlich–rechtlichen Sendeanstalten angelehnte Betriebsgruppenstruktur der RFFU, die wegen der Entstehung der privaten Funk– und Fernsehanstalten zukünftig in eine Ortsverbandsstruktur überführt werden soll. Auch bei der Angleichun der Beiträge (RFFU bisher 0,8 des Bruttoeinkommens) muß nun ein Stufenplan einen Übergang für die RFFU–Mitglieder gewährleisten, um Austritte zu vermeiden.