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Tibetische Mönche rufen UNO an

■ Vereinte Nationen sollen Kampf gegen chinesische Besatzer unterstützen / Mönche kündigen weitere Demonstrationen an / Protestplakate am Tempel / Chinesisches Militär eingeflogen

Lhasa (ap/afp) - Mönche dreier tibetischer Klöster haben sich in einem gestern veröffentlichten Appell an die Vereinten Nationen gewandt und sie um Hilfe beim Kampf um die Unabhängigkeit Tibets gebeten. „Wir Tibeter haben die Chinesen, die unser Land besetzt haben, zum Gehen aufgefordert“, schreiben die Mönche. Die UNO solle ihre „gerechte Sache“ unterstützen. Die Chinesen hätten den Tibetern 30 Jahre lang die Menschenrechte vorenthalten. Der Dalai Lama bleibe ihr anerkanntes Oberhaupt. Der Erklärung ist zu entnehmen, daß die Demonstration vom 27. September, die die Welle des Protests gegen die chinesische Herrschaft über Tibet auslöste, von Mönchen des Klosters Sera bei der Hauptstadt Lhasa vorbereitet worden war, und die Bewohner Lhasas drei Tage vor der Demonstration Bescheid wußten. Die meisten der Toten, Verletzten und Verhafteten vom Donnerstag sind offenbar Mönche des Klosters Sera. Dutzende sollen festgenommen worden sein, doch lagen am Montag keine verläßlichen Angaben über die Zahl vor. Die Mönche eines Klosters am Stadtrand von Lhasa kündigten unterdessen für den 7. Oktober, den Tag, an dem die chinesischen Truppen vor 37 Jahren in Tibet einmarschierten, weitere Demonstrationen gegen die chinesische Herrschaft an. Die Lage in Lhasa war gestern immer noch gespannt. Informationen des französischsprachigen Rundfunksenders RTL zufolge wollten Beobachter gesehen haben, daß hunderte chinesische Soldaten auf dem Flughafen der Stadt gelandet sind. Die chinesische Polizei riegelte die zu drei großen buddhistischen Kköstern führenden Straßen ab und nahm mehrere Mönche fest. Rund um den Jokhang–Tempel tauchten Plakate auf, die zur Weiterführung des Unabhängigkeitskampfes aufriefen. Die Plakate wurden sofort entfernt. Wie ein Sprecher des thailändischen Außenministeriums gestern in Bangkok mitteilte, wird Thailand dem Dalai Lama aus „politischen Erwägungen“ kein Einreisevisum mehr erteilen. Die thailändische Presse zitierte einen ausländischen Diplomaten mit dem Hinweis, ein Besuch des Dalai Lama würde die Thai–Regierung in eine „unangenehme Lage“ wegen der ausgezeichneten Beziehungen Bangkok–Peking bringen. Der Dalai Lama, der zu den diesjährigen Gewinnern des asiatischen Nobel–Preises (Magsaysay Award) gehört, sollte die Auszeichnung nächste Woche in Bangkok erhalten.

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