„Che“ Guevara in Afrika

■ Muß „Ches“ Geschichte umgeschrieben werden?

Berlin (taz) - Als im März 1965 Kubas Industrieminister, der argentinische Revolutionär Ernesto „Che“ Guevara, von der Bildfläche verschwand, ging weltweit das große Rätselraten los. War Che todkrank oder aus Kuba geflüchtet? Hatte Fidel Castro seinen einstigen Kampfgefährten verhaftet oder gar beseitigt? Hatte er sich nach Guatemala oder vielleicht nach Vietnam abgeseilt, um den trikontinentalen Befreiungskrieg fortzusetzen? Die Spekulationen kannten keine Grenzen. Erst 1967 schien sich das Geheimnis zu lüften. Der bärtige Revolutionär, schon zu Lebzeiten ein Mythos, hatte in Bolivien den bewaffneten Kampf wiederaufgenommen. Am 8. Oktober 1967 wurde er von bolivianischen Soldaten im Beisein von US–Rangers gefangengenommen und anschließend ermordet. Eine letzte Lücke in Che Guevaras Biographie schloß jetzt sein Kampfgefährte Harry Villegas in Kubas Hauptstadt Havanna. Zwischen seinem Abtauchen in Kuba und seinem Auftauchen im November 1966 in Bolivien habe Che (wie schon zuvor vermutet) im Kongo, dem heutigen Zaire, einen Untergrundkrieg gegen die Regierungen von Moise Tschombe und Mobuto Sese–Seko geführt. An der Spitze von etwa 300 kubanischen Freiwilligen habe der argentinische Arzt unter dem Decknamen „Doctor Tato“ zehn bis elf Monate lang am Aufstand gegen die prowestliche Regierung im Kongo teilgenommen, enthüllte Villegas. Anfang 1965 sei ein Anhänger des vier Jahre zuvor ermordeten linksgerichteten kongolesischen Ministerpräsidenten Lumumba in Havanna aufgetaucht und habe Pläne einer Rebellion gegen die für die Ermordung Lumumbas Verantwortlichen, Ministerpräsident Tschombe und Oberbefehlshaber Mobutu - heute Präsident -, dargelegt. Erst auf Druck der Organisation Afrikanische Einheit (OAU) sei der Einsatz der Guerillaeinheit Che Guevaras beendet worden. Von seinem Afrika– Trip habe Che Kenntnisse in Suaheli mitgebracht. thos