: Raketenangriff auf Ölhafen Kuwaits
■ Brand auf amerikanischem Supertanker unter liberianischer Flagge gelöscht / Auch umgeflaggte kuwaitische Schiffe lagen im Hafen Mina al Ahmadi / Erster Angriff auf Tanker in kuwaitischem Hoheitsgewässer
Kuwait/Manama (afp/ap/taz) Eine iranische Rakete ist am Donnerstag morgen auf den kuwaitischen Ölhafen Mina al Ahmadi abgeschossen worden und hat einen amerikanischen Supertanker in Brand gesetzt. Das unter liberianischer Flagge fahrende Schiff „Sungari“ (275.932 Tonnen) war zum Zeitpunkt des Angriffs halbvoll geladen. Der Brand wurde später unter Kontrolle gebracht. Tote oder Verletzte gab es offenbar nicht. Als die Rakete einschlug, lagen auch vier der umgeflaggten kuwaitischen Tanker, die den Golf unter US–Geleitschutz befahren, im Hafen vor Anker. US–Kriegsschiffe waren nicht in der Nähe. Das Ziel des Angriffs dürfte von der Teheraner Führung genau aus diesem Grund ausgewählt worden sein. Zum einen werden damit die Golfstaaten unter Druck gesetzt, zum anderen wird den USA demonstrativ gezeigt, daß man zur „Bestrafung“ fähig ist. Bisher hat die US–Marine nicht auf Angriffe gegen Schiffe reagiert, die nicht in den Konvois mitfuhren. Mit der Attacke ist erstmals ein Tanker in kuwaitischen Hoheitsgewässern von einer iranischen Rakete getroffen worden. Bereits Anfang September waren allerdings mehrere vermutlich iranische Raketen auf kuwaitischem Territorium niedergegangen. Kuwait hatte daraufhin fünf iranische Diplomaten des Landes verwiesen. Grund für die gespannten Beziehungen zwischen beiden Ländern ist die kuwaitische Unterstützung des Irak. Fortsetzung auf Seite 6 Als Vergeltung für irakische Angriffe auf Tanker, die die iranischen Häfen anlaufen, hat Iran wiederholt kuwaitische Schiffe beschossen. Außerdem wird die US–amerikanische Geleitschutzaktion von Iran als Provokation empfunden. In einem Kommentar des iranischen Rundfunks hieß es denn auch am Donnerstag, der Zwischenfall in Mina al Ahmadi belege erneut, daß „die amerika nische Präsenz im Golf die Unsicherheit und Spannung in der Region weiter verschlimmert“. Aus der Meldung des Senders ging nicht klar hervor, ob Iran die Verantwortung für den Angriff übernimmt. Dies entspräche jedoch der üblichen Praxis. Das kuwaitische Verteidigungsministerium teilte in einer amtlichen Erklärung mit, Iran sei für den Angriff verantwortlich, der Kuwait erneut tiefer in den Golfkrieg hineinziehe. Über den Typ der Rakete liegen bisher noch keine sicheren Informationen vor. Schiffahrtskreise äußerten die Vermutung, es könne sich um eine „Silkworm“ chinesischer Bauart handeln, die möglicherweise vom iranisch besetzten Fao im Südirak abgeschossen worden sei. Es sei aber auch möglich, daß die Iraner eine kleinere Rakete von einem Schnellboot aus abgefeuert hätten. Nur wenige Stunden zuvor war der ebenfalls unter liberianischer Flagge fahrende und vermutlich vom Iran gecharterte Supertanker „Pegasus1“ vor der Ölverladeinsel Kharg Ziel eines irakischen Luftangriffs geworden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen