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Reagans Flotte schlägt zurück

■ Iranische Ölplattform im Golf angegriffen / Weinberger: „Die Sache ist damit erledigt“

Washington (afp/dpa) - Die USA haben am Montag zum ersten Mal direkt in den iranisch– irakischen Krieg eingegriffen und eine iranische Ölbohrinsel im Zentrum des Golfs angegriffen. US–Verteidigungsminister Caspar Weinberger erklärte, vier Kriegsschiffe hätten die Plattform Rostam samt ihrer Radaranlagen beschossen und zerstört. Die Plattform sei seit einem Jahr nicht mehr zur Ölsuche, sondern als Stützpunkt für Schnellboote verwandt worden. Das iranische Personal der Insel sei 20 Minuten vor dem Angriff gewarnt worden. Grund des Anschlags sei der Angriff auf den Tanker „Sea Isle City“ vom Freitag gewesen, sagte Weinberger vor Journalisten. Das umgeflaggte Schiff war in den kuwaitischen Hoheitsgewässern von einer iranischen Rakete getroffen worden. Weinberger nannte den Angriff eine „maßvolle und angemessene“ Antwort. „Für uns ist die Sache damit erledigt“, schloß Weinberger die Pressekonferenz. Der Fernsehsender NBC sowie Schiffahrtskreise in der Region meldeten demgegenüber, daß zwei Plattformen von den US– Streitkräften angegriffen worden seien. Fortsetzung auf Seite 6 Kommentar auf Seite 4 Sowohl auf der Insel Sassan wie auch Rostam sei Feuer ausgebrochen. Präsident Ronald Reagan begründete den Angriff mit dem „Recht auf Selbstverteidigung“. Zuvor seien Konsultationen mit dem Kongreß und den Verbündeten geführt worden. Die Bundesregierung wurde am Montag mittag, etwa zur Zeit des Angriffs, vom amerikanischen Botschafter Richard Burt informiert. Regierungssprecher Friedhelm Ost sah sich auf einer Pressekonferenz außerstande, ohne Kenntnis von Einzelheiten der Aktion für die Bundesregierung Stellung zu nehmen. Von iranischer Seite lag zunächst keine Reaktion vor. Am Vorabend des US–Angriffes hatte der Kongreß in Washington einen Bericht vorgelegt, in dem es hieß, eine Niederlage des Irak im Golfkrieg werde immer wahrscheinlicher. Das hätte jedoch „katastrophale Folgen für die westlichen Interessen“, schrieben die Autoren des Berichts, drei Senatoren, die zuvor eine Reise durch die Golfregion unternommen hatten. Letztlich hätte Washington im Falle einer irakischen Niederlage zu wählen, „ob es dem Iran zugestehen (wolle), nach Belieben die Erdölversorgung zu kontrollieren, oder ob es direkt militärisch eingreifen“ wolle. Unter dem Hinweis darauf, daß 70 Prozent aller Angriffe gegen Schiffe im Golf seit 1981 vom Irak durchgeführt wurden, stellte der Bericht die Vermutung auf, daß die Iraner durch den Tankerkrieg des Irak zu Vergeltungschlägen gegen die USA getrieben würden. „Damit ist die US–Flotte im Golf derzeit de facto eine Geisel der irakischen Kriegspolitik“, so das Fazit des Kongreß–Berichts.

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