Eurocheque–Betrug: Banken werden nervös

■ Mit Videokameras Geldautomaten überwacht? / Zweifelhafte Zeugenaussagen

Von Karl Nolte

Ihre Probleme mit betrügerischen Abhebungen an Eurocheque– Geldautomaten haben Banken und Polizei offenbar weniger im Griff denn je: Zumindest in Berlin greifen Ordnungshüter wie Geldinstitute zu ungewöhnlichen Methoden, um potentielle Täter abzuschrecken. Die taz hatte am 10.7. über die um sich greifenden Verlustanzeigen von EC–Karten berichtet, mit denen die „ehemaligen“ Besitzer anschließend Geld vom Geldautomaten abhoben, als wäre nichts gewesen. Über den seltsamen Verlauf seiner „Zeugenaussage“ berichtet der EC–Karten–geschädigte Berliner Frank N. Nachdem ein im Juli aufgelaufener Schaden von 800 Mark von der Versicherung seiner Bank bereits reguliert worden war, wurde N. im August nochmals auf das Polizeirevier Eiswaldstraße in Schöneberg gebeten. Dort versuchte ein Gesetzeshüter dem erstaunten N. in einem fast zweistündigen Gespräch ein Geständnis abzuringen: Die Beweislage sei erdrückend, es gebe einen Augenzeugen, der N. beim Geldabheben mit der als gestohlen gemeldeten EC–Karte beobachtet habe. Nur durch ein augenblickliches Geständnis könne er noch seine Lage verbessern, wurde dem empörten N. versichert. Der forderte darauf eine Gegenüberstellung mit dem angeblichen Zeugen, die ihm jedoch verweigert wurde. Stattdessen erreichte N. Mitte Oktober eine Mitteilung der zu ständigen Staatsanwaltschaft, wonach das Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen Computerbetrugs an einem Geldausgabeautomaten mangels verwertbarer Erkenntnisse eingestellt worden sei. Die Verantwortlichen der Berliner Bank hatten auch eine Idee: Sie ließen über eine am 20.8.87 im Tagesspiegel veröffentlichte Pressemitteilung wissen, daß „viele Geldautomaten der Berliner Banken mit elektronischen Kameras überwacht werden“. Mit dem Artikel (Überschrift: „Betrüger beim Abheben am Geldautomaten fotografiert“) veröffentlichte der Tagesspiegel das kaum erkennbare Konterfei eines Mannes mit der sinnigen Unterzeile: „Der Unbekannte“. Wenn Kameras in der Umgebung von EC–Automaten installiert sind, so reichen die Banken ihre beweiskräftigen Aufnahmen zumindest nicht an die Ermittlungsbehörden weiter: Peter Glaser von der Pressestelle der Berliner Polizei kann sich lediglich an einen Fall erinnern, in dem von Seiten der Banken im Zusammenhang mit EC–Kartenbetrug ein Fahndungsbild an die Ordnungshüter weitergeleitet wurde, und sein Kollege Peter Zeyn von der Hamburger Polizei hat „da noch nie was von gehört“.