Blackout in Israels Medien

■ Streik der Journalisten in Radio und Fernsehen bereits in der vierten Woche / Jordanien nutzt die Gunst der Stunde

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Günstige Zeiten für die jordanische Propaganda: Der Streik im israelischen Rundfunk und Fernsehen geht bereits in seine vierte Woche. Während die Journalisten für eine Lohnerhöhung die Arbeit niedergelegt haben, bleibt es dem israelischen Militärsender überlassen, die wichtigsten Meldungen des Tages in aller Kürze zu bringen. Kein Wunder also, daß die elekronischen Medien jenseits des Jordan bereitwillig in die Bresche springen. Die Palästinenser unter israelischer Besatzung schalten sich seit Beginn des Blackouts verstärkt in die Programme der arabischen Nachbarländer oder auch französische oder britische Auslandssender ein. Sie sind umso mehr auf Radio und Fernsehen angewiesen, da die arabischen Zeitungen, die in Jerusalem gedruckt werden, häufig nicht in die Westbank oder den Gaza–Streifen gelangen. Das arabische Programm des jordanischen Fernsehens hat also derzeit gute Konjunktur. Dessen politische Sendungen unterscheiden sich in ihrer PLO– Feindlichkeit jedoch kaum von denen ihrer israelischen Konkurrenz. Groß herausgestellt wird allerdings, was die jordanische Regierung angeblich alles für die Palästinenser tut. Auch die hebräischen Sendungen aus Amman wurden zugunsten der nachrichtensüchtigen israelischen Bevölkerung ausgeweitet. Um dem entgegenzuwirken, darf ein provisorischer zweiter israelischer Werbekanal seit einigen Tagen abends Unterhaltungssendungen zeigen. Auf die gewohnten Nachrichten– und Kommentarsendungen, die sich neunzig Prozent der Israelis täglich ansehen, müssen die Zuschauer aber weiterhin verzichten. Eine Branche in Israel profitiert jedoch von dem Streik: Die Video– Läden verzeichnen zur Zeit Hochkonjunktur.