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Hochgradig verstrahlter Tee in der Türkei

■ Verseuchter Tee gelangt in der Türkei ungehindert in den Handel / Bis heute keine Meßergebnisse bekannt

Aus Istanbul H. Ö. Erzeren

Trotz vorsichtiger Warnungen der türkischen Atomenergiebehörde wird in der Türkei hochgradig verseuchter Tee an den Einzelhandel ausgeliefert. Die Teemarke „Lipton“ des Herstellers Dosan weist Strahlenwerte von über 10.000 Becquerel/kg auf. Vergangenes Jahr war die Atomenergiebehörde in einem Lager der Firma Dosan auf den verseuchten Tee aufmerksam geworden und hatte die Produzenten aufgefordert, den Tee nicht auszuliefern. Der Skandal kam erst ans Tageslicht, als die Behörde jüngst nachfragte, was mit dem beanstandeten Tee geschehen sei: Er war in die Regale der Lebensmittelgeschäfte gewandert. Nach Tschernobyl hatte die türkische Atomenergiebehörde den Tee des Landes zunächst für unbedenklich erklärt. Erst nach der Veröffentlichung von Untersuchungsergebnissen ausländischer Meßstellen entschloß sich die türkische Regierung, hochgradig verseuchten Tee der 86er Ernte, der sich in den Lagern des staatlichen Teekonzerns „Cay–Kur“ befand, nicht auszuliefern. An die privaten Teefirmen erging lediglich ein Schreiben der Atomenergiebehörde mit der Aufforderung, auf die Auslieferung von Tee mit über 3.000 Becquerel/kg zu verzichten. Konkrete Einzelmeßwerte werden immer noch nicht bekanntgegeben. „Die regierende Mutterlandspartei hat es vermocht, die radioaktive Strahlung zum wirtschaftspolitischen Instrument ihrer Teepolitik umzufunktionieren“, erklärte der ehemalige Vorsitzende von Cay–Kur, Yilmaz Telatar. „Während Cay–Kur die 86er Ernte lagert, beliefern die privaten Firmen mit dem gleichen Tee den Markt.“ Der Mann ist gefeuert worden.

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