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Ökofeminismus

■ „Frauen und Ökologie“ - ein Buch gegen den Machbarkeitswahn

Fast 800 Frauen nahmen im Oktober 1986 am ersten bundesweiten Kongreß der Grünen zum Thema „Frauen und Ökologie“ in Köln teil. Sie beschäftigten sich vor allem mit den Hintergründen ökologischer Katastrophen - Tschernobyl warf lange Schatten. Der Ökologie–Kongreß endete indes mit einer Diskussion, die mehr als kontrovers verlief. „Gleichstellungspolitik“ contra „Ökofeminismus“? - nur schwer läßt sich mit Schlagworten beschreiben, warum die Differenzen zwischen den Frauen so groß waren und die Diskussionen teilweise erbittert endeten. Für alle Frauen, die die Auseinandersetzung verfolgt haben und auch für die, die sich vielleicht erst seit kurzem damit beschäftigen, gibt es jetzt einen Dokumentationsband, herausgegeben vom Arbeitskreis Frauenpolitik der Grünen im Bundestag. Im Rückblick bleibt vor allem das im März folgende „Müttermanifest“ in Erinnerung. Ob „neue (grüne) Mütterlichkeit“ eine ökologische Frauenpolitik sei, fragt sich daher in einem Beitrag zum Buch Claudia Pinl, Mitarbeiterin im Arbeitskreis Frauenpolitik. Sie bedauert, daß die „Kränkungen“ und „materiellen Verluste“, die nicht–berufstätige Frauen mit kleinen Kindern haben, sich als Ressentiment gegen die sogenannten „Nicht– Mütter“ oder „Karriere– Frauen“ kehren, statt aus der Kränkung die Machtfrage an die Männer zu stellen. „Gegen den Machbarkeitswahn“ - heißt es im Untertitel des Buches. Wenig ist das nicht. Und vielleicht bleibt nach dem Lesen der vielen Beiträge, Streitgespräche und Thesen zur Frauenpolitik im Hinblick auf politisches Handeln zu bedenken, was Cornelia Klinger, Wissenschaftlerin und Frauenforscherin aus Wien, in einem Streitgespräch nach dem Kongreß bemerkte: „Ich habe ein Unbehagen in der Diskussion, weil sie von der Frauenthematik so weit weg führt. Und ich bin nicht imstande, die Frauenthematik in ein allgemeines Ökologie– oder Utopiethema aufzulösen. Ich glaube, daß das im übrigen merkwürdigerweise eines der Relikte der sonst so sehr gebeutelten Emanzipationsideen ist, daß mit der Befreiung von Frauen - oder sonst irgendeiner Gruppe des Bürgertums, des Proletariats - gleichzeitig das Heil der Menschheit mit auf die Tagesordnung gesetzt worden ist. Ketzerischerweise möchte ich das auch mal zurückweisen.“ frauenpress „Frauen und Ökologie - Gegen den Machbarkeitswahn“. Herausgeberinnen: Die Grünen im Bundestag / Arbeitskreis Frauenpolitik. Kölner Volksblatt Verlag. Köln 1987. 228 Seiten. DM 22,––

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