P O R T R A I T Quebec libre ist tot

■ Rene Levesque, Gründer der franko–kanadischen Separatistenpartei, starb am Sonntag in Montreal

Berlin (taz) - Er war der „Vater der weißen Neger“, der Franko– Kanadier, und Gründer der Parti Quebecois. Jener Separatistenbewegung hatte General De Gaulle 1967 sein berühmtes „Vive le Quebec libre“ zugerufen und sie damit in einen Taumel geschickt, der 1976 in einem Erdrutschsieg bei den Parlamentswahlen seinen Höhepunkt fand. Der knorrige Nationalist Levesque führte seine sozial–demokratisch gefärbte Partei „wie ein alter Vater, der einen Kolonialwarenladen besitzt. Er verstand nichts von Vermarktung, nichts von Expansion. Seine Söhne befürchteten, daß er das Geschäft in den Bankrott treibt.“ Schon nach vier Jahren brach das Geschäft tatsächlich zusammen: in einem von Levesque initiierten Referendum entschieden sich im Mai 1980 die Quebecois mit Mehrheit gegen die „politische Souveränität“ Quebecs. Dann begann der ideologische Zerfall der „Pequisten“, und Levesque konnte nicht verhindern, daß die Partei 1984 ihre causa essendi, das Separatismus–Dogma, aus dem Programm strich. Er verlor eine Wahl nach der anderen, schließlich auch den Partei–Vorsitz in der Partei selbst. Nach einer steilen Karriere als Journalist, der in wortgewaltigen Artikeln immer wieder Frankreich und die Frankophonie als Wiege und Höhepunkt menschlicher Kultur überhaupt darzustellen wußte, überkam Levesque 1985 die „große Müdigkeit“, wie seine letzten Getreuen den 62jährigen entschuldigten. In der Nationalversammlung warf Levesque mit Zigaretten auf unliebsame Gegner und verärgerte alle Welt mit zusammenhanglosem Gerede. Er erlag am Sonntag einem Herzinfarkt. thore