: Racheakt des Richters
■ Hausdurchsuchungen in Rundfunksender und bei Grünen von Landrichter Brühl veranlaßt / Der fühlt sich beleidigt
Aus Trier Felix Kurz
Die spektakulären Hausdurchsuchungen am vergangenen Freitag in Trier (s. taz von gestern) beim privaten Rundfunksender RPR, dem Büro der Trierer Grünen und in der Privatwohnung des Trierer Regionalbeauftragten der Grünen, Ewald Leonhard Adams, sind durch eine Strafanzeige des Trierer Vorsitzenden Richters am Landgericht, Richard Brühl, ausgelöst worden. In einer Presseerklärung vom 20.8.87 hatte der Grünen–Kreisverband Trier– Saarburg disziplinarrechtliche Schritte gegen den Richter verlangt und ihm vorgeworfen, im Zusammenhang mit der Anordnung von Beugehaft gegen Ewald Adams „Recht gebeugt“ zu haben. Brühl stellte daraufhin nach Auskunft des Trierer Leitenden Oberstaatsanwalts Heinz Hammen Strafanzeige wegen Beleidigung. Die Staatsanwaltschaft leitete sofort ein Ermittlungsverfahren gegen den Regionalbeauftragten der Grünen nicht gegen den Grünen–Kreisverband ein. Zur Begründung sagte Hammen gegenüber der taz, es komme darauf an, „wer das strafrechtlich zu verantworten“ habe. Die Staatsanwaltschaft geht offenbar davon aus, daß der Anstoß zu der Presseerklärung von Adams kam. Das massive Vorgehen seiner Behörde erklärte Hammen damit, daß der Vorwurf der Rechtsbeugung „die gröbste Beleidigung“ sei, „die man einem Richter angedeihen lassen kann“. Warum die Fahnder außer der gesuchten Presseerklärung auch einen Sicherheitsbericht des AKW Cattenom, die gesamten persönlichen Unterlagen zum Beugehaftverfahren und einen persönlichen Brief von Ewald Adams beschlagnahmt hatten, konnte Hammen nicht erklären. Der Deutsche Journalistenverband (DJV) sieht in dem Verhalten der Trierer Justiz einen Eingriff in die Pressefreiheit und hat ein Protestschreiben an den rheinland– pfälzischen Justizminister Peter Caesar (FDP) geschickt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen