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„Wir verlieren sowieso“

„Ich kandidiere wieder für den Landesvorsitz“, erklärte Gerhard Stoltenberg selbstbewußt in Timmendorfer Strand. „Wenn sich das Schiff in stürmischen Gewässern befindet, darf man nicht von Bord gehen.“ Naturgewalten hätten Sturm und Wellen hochschlagen lassen. Wenn dieses Bild überhaupt zutrifft, muß man sich fragen, ob die CDU nun darauf wartet, daß ihr Schiff in den Fluten versinkt. Nur einer der Delegierten mahnte leise, man dürfe „sich nicht stillschweigend auf die Oppositionsbank in Kiel vorbereiten“. Tatsache ist, daß kaum jemand in Schleswig–Holstein der CDU die Chance eines Wahlsieges zubilligt. Schon gar nicht, wenn die Union nicht sichtbare Zeichen der „Erneuerung“ setzt. Genau das ist in Timmendorfer Strand nicht erfolgt. „Wir haben keinen Schmutzwahlkampf betrieben“, sagte Stoltenberg in die Fernsehkamera. Damit ist für ihn der Kieler Skandal faktisch erledigt. Professor Kaltefleiter: „Ich habe mit Pfeiffer nichts zu tun gehabt. Sie haben mit Pfeiffer nichts zu tun gehabt. Wir sind die CDU.“ Da verbieten sich Konsequenzen. Die Messerwetzerei wird sich nur noch intern fortsetzen. Viele Delegierte waren erbost über die wenige Tage zuvor von der FDP betriebene „Einmischung in innere Parteiangelegenheiten“. Die Liberalen hatten Kerssenbrock zu ihrem „Hoffnungsträger“ erklärt und leise Zweifel an der Koalition angemeldet. Doch auch hier glätteten sich die Wogen. In einer ersten Reaktion zeigte sich die Landes–FDP befriedigt über die ständig wiederholte Beteuerung der CDU, sie sei an „lückenloser Aufklärung“ der Kieler Affäre interessiert. Noch hat die Partei keinen Spitzenkandidaten für die Neuwahlen. Einhellig indes das Lob für den geschäftsführenden Ministerpräsidenten Schwarz. Jeder zweite Redner dankte dem alten Mann für seine Arbeit. Sie bestand darin, durch ministerielle Abteilungen zu flitzen und nach dem Stand der Dinge zu fragen. Auf den Gängen wurde der Mann, der sich unverhohlen auf den Ruhestand freut, als Spitzenkandidat gehandelt. „Warum auch nicht“, so ein Delegierter, „wir verlieren sowieso, und dann braucht er ja gar nicht mehr auf den MP–Stuhl.“

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