: EG uneins über Strahlungswerte
■ Keine einheitliche Obergrenze für Radioaktivität Griechenland will sich nicht an die EG–Höchstwerte halten
Brüssel (dpa) - Die Verhandlungen zwischen den zwölf EG–Regierungen über einheitliche Obergrenzen für Radioaktivität von Lebensmitteln in der Europäischen Gemeinschaft sind am späten Sonntag abend erneut gescheitert. Der EG–Außenministerat konnte den Streit um die künftigen Strahlungsgrenzwerte nicht beilegen. Die EG–Minister vertagten das Thema auf das nächste Ratstreffen am 23. und 24. November. Elf der zwölf Regierungen erklärten, allerdings rechtlich unverbindlich, sie wollten bis dahin die früheren EG–Höchstwerte nicht auf nationaler Ebene verändern. Griechenland schloß sich dieser Erklärung nicht an. Frankreich und Großbritannien hatten bekräftigt, sie wollten einer Neuauflage der bisherigen „Tschernobyl–Werte“ nur zustimmen, wenn zuvor Einigung über ein neues „ständiges System“ von Grenzwerten erzielt werde. Ein Kompromißvorschlag der deutschen Regierung, die die Beibehaltung der bisherigen Werte fordert, wurde abgelehnt. Nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl hatte die Gemeinschaft im Mai 1986 die Strahlungshöchstgrenzen für Cäsium auf 370 Becquerel pro Liter bei Milchprodukten und 600 Becquerel bei anderen Nahrungsmitteln festgesetzt. Die EG–Kommission hatte - gestützt auf Experten, die von einer Verseuchung von zehn Prozent der Nahrungsmittel ausgingen - für das „ständige System“ eine Lockerung auf 1.000 beziehungsweise 1.250 Becquerel vorgeschlagen.
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