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Chatila wird aufgebaut

■ Das Flüchtlingslager in Beirut erhält die ersten Baustofflieferungen / PLO zieht sich zurück

Aus Beirut Petra Groll

Dichte Schwärme schwarzbrauner Fliegen schwirren auf, wohin man auch tritt. Nach den Regengüssen der vergangenen Woche, die das zerbombte Abwassersystem des Palästinenserlagers Chatila an vielen Stellen zum überlaufen gebracht haben, brütet seit Montag strahlende Wintersonne scheinbar tausende der lästigen Insekten aus. Die Frauen in den bunten Gummilatschen oder Stöckel schuhen balancieren über Betonbrocken, die im Schrittabstand ins Wasser gelegt worden sind, die Männer haben Gummistiefel angezogen und scheren sich nicht um den breitgetretenen Schlamm. Sie tragen einen Stapel Baustahl, der am Montag zusammen mit einer Ladung Y–Tong–Steinen und etlichen Sack Zement ins Camp gebracht wurde, von der Moschee zum nahegelegenen Krankenhaus. Mit den Reparaturarbeiten kann noch nicht begonnen werden, da das zum verschalen notwendige Holz noch fehlt, aber das, so hofft der kanadische Chirurg und Krankenhausdirektor Chris Giannou, wird noch im Laufe des Dienstags geliefert. Schließlich sind in der vergangenen Nacht 150 bis 200 palästinensischer Feddayin von den Frontlinien in den Bergen östlich der Hafenstadt Saida abgezogen worden, so, wie ein eben dort ausgehandeltes Abkommen zwischen Verantwortlichen der P.L.O. und Responsablen der libanesischen Schiitenbewegung Amal es vorsieht. Nach dem Waffenstillstand, der Anfang April zustande kam, scheint jetzt, nach knapp dreißig Monaten Lagerkrieg endlich der erste Schritt getan, die zukünftige Existenz Chatilas zu sichern, das während der letzten, sechs Monate währenden Belagerung so gut wie völlig zerstört worden ist. Insgesamt sieben LKW–Ladungen Reparaturmaterials, das von der arabischen Liga bereitgestellt worden ist, wurden am Montag ins Camp geschafft. Nach Auskunft Chris Giannous sollen sie lediglich auf die am Hospital notwendigen Flickenarbeiten verwandt werden. In den kommenden Tagen, so erklärt Abu Mohammed, der im Popular–Comittee Chatitals arbeitet, soll weiteres Material geliefert werden, damit die Schulen des Camps und die vom Krieg zerfetzte Moschee repariert werden können.

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