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DJV: Kohl verdreht Tatsachen

Würzburg (dpa) - Die Medien sind nach Auffassung des Vorsitzenden des Deutschen Journalisten–Verbandes (DJV), Werner A. Rudolph, in einer Demokratie verpflichtet, auch „unangenehme Wahrheiten auszusprechen“. Die Aufgabe, zu informieren, schließe die Kritik, wo sie nötig sei, untrennbar ein, sagte Rudolph mit Blick auf die „Kieler Affäre“ am Dienstag in Würzburg auf dem Verbandstag des DJV. Der Skandal sei nicht erst dadurch zum Skandal geworden, „daß er ans Licht kam“. Der Skandal liege eindeutig in der Handlungsweise der Politiker im Vorfeld der Wahlen zum schleswig–holsteinischen Landtag. Der Vorsitzende der größten deutschen Journalistengewerkschaft wandte sich vor 235 Delegierten mit Nachdruck dagegen, daß Bundeskanzler Helmut Kohl „diese einfachen Tatsachen“ verdrehe und unverantwortlich mit Randerscheinungen vermenge. Rudolph wandte sich außerdem gegen „Scheckbuch– Journalismus“, der die Pressefreiheit in Verruf bringen könnte. Als keinesfalls drittrangige Gefahr bezeichnete es der DJV–Vorsitzende zudem, daß nach wie vor Journalisten wie der Moderator Franz Alt vom Südwestfunk oder die ARD–Korrespondentin Franca Magnani in Rom, die sich durch ihre kritische Haltung unbeliebt gemacht hätten, mit der „Entfernung von Mikrophon und Redaktionstisch“ bedroht würden. Rudolph rügte die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, das eine Beschwerde des ZDF gegen die Beschlagnahme von Film– und Fotomaterial über Demonstrationen zurückgewiesen hatte. Der Gesetzgeber sei aufgerufen, diese Lücke zu schließen und das Zeugnisverweigerungsrecht der Journalisten auf selbstrecherchiertes Material auszudehnen.

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