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1.100 NPDler erwartet

■ NPD–Bundesparteitag in Höchstadt–Aisch am kommenden Wochenende / DGB veranstaltet Demo / Bürgermeister schürt Angst vor „Chaoten“

Von Bernd Siegler

Wenn am kommenden Wochenende der Bundesparteitag der NPD in Höchstadt/Aisch, 35 Kilometer von Nürnberg entfernt, über die Bühne geht, wird CSU– Bürgermeister Bernd Bergmann kein Auge zumachen. Er befürchtet „Krieg“ rund um die Aischtalhalle und will den 11.000 Einwohnern raten, „Fensterläden zu schließen und ihre Autos wegzufahren, damit diese nicht angezündet werden“. Nicht die erwarteten 1.100 NPD–Delegierten und deren Gäste lösen Schrecken bei Bergmann aus, sondern „Chaosgruppen und Krawallmacher“. Mehr als zwanzig Gruppen haben sich im „Höchstädter Bündnis“ zusammengeschlossen, von denen die Landesverbände und Landtagsfraktionen von SPD und Grünen und vor allem der Landesbezirk Bayern des DGB besonders zu befürchten sind. Der „Höch städter Aufruf gegen Neonazis und NPD–Bundesparteitag“ fordert, die NPD als „geistige Nachfolgeorganisation der NSDAP zu betrachten“ und auch so zu behandeln. „Die Reaktion auf den Tod von Hitler–Stellvertreter Heß, die Wahlerfolge der DVU in Bremen und der Republikaner in Bayern machen deutlich, daß die rechtsextreme Saat keimt.“ Der DGB ruft für Samstag zu einer Demonstration „Für Frieden und Demokratie - Wider den Ungeist des Faschismus“ auf. Die Abschlußkundgebung sollte auf dem Höchstädter Marktplatz stattfinden, doch das Landratsamt Erlangen– Höchstadt verweigert bisher den Platz, da er „zu klein“ sei. Die Gerichte beraten noch. Anders gings der NPD. Bereits vor Wochen hatte das Verwaltungsgericht Ansbach ihr die Aischtalhalle zugesprochen und den einstimmigen Stadtratsbeschluß, der Partei die städtischen Räume zu verweigern, aufgehoben. Angesichts der Aktionen gegen den Bundesparteitag verflog die Einigkeit unter Höchstadts Parteien sehr schnell. CSU, Junge Union und katholische Kirche lehnten eine Beteiligung am „Höchstädter Bündnis“ strikt ab und unterstützten Bergmanns Diffamierungskampagne. Der NPD– Kreisvorstand von Erlangen– Höchstadt hat inzwischen angekündigt, man werde „sich sehr wohl seiner Haut zu wehren wissen“ und hoffe „wie in den letzten Jahren auf eine gute Zusammenarbeit mit der Polizei“. Samstag, 10 Uhr, Demo in Höchstadt (ab Kieferndorfer Weg), 11 Uhr Kundgebung mit J. Deffner (DGB–Landesvorsitzender), U. Pausch–Gruber (SPD–MdL) und H. Bäumer (Grüne, MdL). Ab 13 Uhr „Fest der aktiven Demokraten“ im Zelt auf den Aischwiesen mit Kulturprogramm, Hauptredner ist Bernt Engelmann

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