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Syrien betont Bündnis mit Iran

■ Neue diplomatische Bemühungen um Beendigung des Golfkrieges / Irakische Luftangriffe nach Abschluß des Arabischen Gipfels in Amman / Iran ruft zu Mobilisierung auf und kündigt neue Offensivoperationen an

Damaskus/Manama/Berlin (afp/ap/taz) - Kaum war die syrische Delegation vom Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Amman nach Hause zurückgekehrt, da wandelte sich auch schon ihre Sichtweise der Dinge - zumindest vordergründig. Hatten die Mitgliedsstaaten der Liga, darunter Syrien, am Vortag noch in einer gemeinsamen Erklärung die iranische Haltung im Golfkrieg verurteilt, so erklärte Außenminister Faruk Al Charaa am Donnerstagabend in Damaskus, seine Regierung mißbillige die allgemeine Verurteilung Teherans. Der Außenminister begründete diesen Sinneswandel damit, daß das Schlußkommunique erst während der abschließenden Sitzung verteilt worden sei; daher habe man es nicht mehr diskutieren können. Jeder Versuch, einen Keil zwischen Damaskus und Teheran zu treiben, werde scheitern. Al Charaa versicherte jedoch zugleich, Syrien werde gegenbenenfalls „die halbe Armee in den Golf senden“, falls der Krieg sich auf unbeteiligte Golfanrainerstaaten auszuweiten drohe. In der Frage der arabischen Solidarität und der Verteidigung „arabischen Territoriums“ gegen den Iran gab es also offensichtlich keine Sinneswandlung in Damaskus. Nach dem Gipfel in Amman ist wieder Bewegung in die stagnierenden Bemühungen der UNO, im Golfkrieg zu vermitteln, gekommen. Nach dem Irak hat sich jetzt auch der Iran bereiterklärt, auf Einladung von UNO–Generalsekretär Perez de Cuellar einen Vertreter nach New York zu schicken. Bei den Gesprächen wird es um die Verwirklichung der Waffenstillstands–Resolution des Weltsicherheitsrats gehen. Kaum war der Gipfel in Amman vorbei, nahm der Irak seine Luftangriffe im Golf wieder auf, um den Kriegsgegner nicht nur mit diplomatischem, sondern auch militärischem Druck zum Einlenken in der Frage der UNO–Resolution zu zwingen. Am Freitag wurde in Bagdad der fünfte Angriff in 24 Stunden gemeldet. Vor dem Hintergrund der neuen irakischen Angriffe wurde im Iran zur Mobilmachung aufgerufen. „Alle, die in der Lage sind, mit in den Krieg zu ziehen, sollen sich in den Erfassungsstellen melden“, hieß es in einer Erklärung des Obersten Verteidigungsrates. Unterdessen kündigte Parlamentssprecher Haschemi Rafsanjani „eine Serie von Operationen an allen Fronten zum Irak“ an. Gleichzeitig wies er jedoch daraufhin, daß es sich nicht um eine allgemeine Mobilmachung handele. Bereits am 4. November, dem Jahrestag der Besetzung der US–Botschaft, war eine neue Rekrutierungskampagne angekündigt worden.

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