„Zingari“ und Bauspekulation

■ In Rom wehren sich Anwohner gegen die Ansiedlung von Sinti und Roma / „Wir sind keine Rassisten“ / Das Baudezernat schweigt zum Vorwurf der Bauspekulation

Aus Rom Werner Raith

Mit Straßensperren an der Via Prenestina und Sprüchen wie „Zigeuner in den Vatikan“ wehren sich zur Zeit die Bewohner der östlichen Vororte Roms gegen die von der Stadtverwaltung ins Auge gefaßte Bereitstellung eines mehrere Hektar großen Grundstückes nahe der Burg Lunghezza zur Ansiedlung von 3–4.000 „Nomadi“ (wie der Allgemeinbegriff für Nichtseßhafte lautet). Dabei richtet sich die Wut der Bewohner weniger gegen die möglichen Nachbarn (“Wir sind keine Rassisten“, betonen sie ausdrücklich auf ihren Plakaten und in ihren Sprechchören) -, vielmehr hat das sture Schweigen des städtischen Baudezernats zu den konkreten Hintergründen der Ansiedlung allerhand Mutmaßungen genährt, die in den letzten Tagen noch durch „Besuche“ stadtbekannter Architekten und Ingenieure bestärkt wurden. Nach Meinung der Anwohner der Gegend werden die Sinti und Roma „brutal für eines der scheußlichsten Manöver von Bauspekulation der letzten Jahrzehnte“ instrumentalisiert: Werden Wohnwagen in der bisher ausschließlich der Agrarnutzung vorbehaltenen Gegend zugelassen, so muß die Stadt zunächst für Infrastrukturen wie Wasserleitungen und Stromzufuhr sorgen, „dann werden die Leute, wahrscheinlich vorgeblich wegen unserer Proteste, verscheucht - und das Ganze ist auf billigste Weise zum Baugrund umfunktioniert worden“. Auch dazu schweigt das Baudezernat bisher hartnäckig.