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Q U E R S P A L T E Nicht satel(liten)fest

■ TV–Sat 1 steht unter keinem guten Stern

Ein Raketenstart, so kurz vor Totensonntag, das konnte nicht gutgehen - nun bekommen die Verbraucher zu allem sonstigen technischen Ungemach auch noch das Schauspiel vom Satellitensalat geboten. Der erste direktstrahlende Fernseh– Transponder will weder seinen Paddel ausstrecken, noch drängt es ihn auf die richtige Umlaufbahn in 36.000 Kilometer Höhe über den Äquator. Ellipsenförmig trudelt er im All. Da half bisher kein Rütteln und Schütteln, empfindlich ist er ja schließlich auch - so daß er in Einzelteile zerlegt als Weltraumschrott die Erde umkreist. Angesichts der euphorischen Erwartungen an das ohnehin veraltete Wunderwerk sind die Enttäuschungen um so größer. Und man rudert nach irdischen Entschuldigungen: Dort hat die Mechanik versagt Ihm fliegt nun die Technik ein weiteres Mal um die Ohren. Segen oder Fluch, die Debatte erübrigt sich. Die Beteiligten sind jedenfalls anhaltend um ihren Schlaf gebracht, denken sie an „Ariane“ in der Nacht. Neben dem Millionendefizit der Post muß der Minister nun auch neue Streitereien um die zwei verbliebenen Kanäle gewärtigen, wenn sie dann startklar sein und bleiben sollten. Öffentlich–Rechtlich oder Privat, der ganze Zauber, über den die Ministerpräsidenten der Länder ewig tagten, bis es qualmte, geht wieder von vorne los. „Feiern wir, solange wir können“, hatte der Minister gerufen, als die Rakete sich vergangenen Samstag von der Erde erhob. Die Freude währte nicht lange. Die Teufelsinseln in der Nähe der Startrampe tragen ihren Namen wohl zu Recht. Benedict M.Mülder

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