: Nach Kohl nun Strauß nach Afrika
■ Die Volksrepublik Mosambik hat CSU–Chef Strauß eingeladen / Kanzler Kohl bittet ihn um Einmischung in Südafrika–Konflikt / Sanktionen gegen Südafrika sind nicht geplant / Abreisetermin von Strrauß noch unklar
Aus Bonn Charlotte Wiedemann
Nach Außenminister Genscher und Kanzler Kohl wird nun auch Franz–Josef Strauß ins südliche Afrika reisen. Strauß, der eine derartige Reise bereits seit längerem vorhat, erhielt jetzt eine Einladung des Staatspräsidenten von Mosambik. Kohl, der die Volksrepublik gerade besuchte, hat seinen Intimfeind Strauß um Einmischung im südlichen Afrika gebeten. Der südafrikanische Außenminister Botha bestätigte dies gestern: Strauß solle sich dabei „insbesondere mit den Ansichten der Regierungen der Republik Südafrika und Mosambiks zum derzeitigen Stand der Beziehungen zwischen den beiden Ländern vertraut machen“. In die bundesdeutsche Afrika– Politik ist Bewegung geraten, aber vorerst bleibt unklar, in welche Richtung. Nach Kohls Reise will die Bundesregierung, so ihr Sprecher Ost,“für die Beilegung regionaler Konflikte im südlichen Afrika verstärkte Mitverantwortung“ übernehmen. Sanktionen, die Südafrika bewegen könnten, den Bürgerkrieg in Angola und Mosambik einzustellen, soll es aber weiterhin nicht geben, sondern „Dialog“ unter Einbeziehung des ANC und Hilfe zur „wirtschaftlichen Stabilisierung“. Wirtschaftliche Hilfe für Angola lehnte das CSU–geführte Entwicklungsministerium jedoch erst kürzlich, nach Genschers Be such in dem Frontstaat, ab. Kohl sagte dazu gestern im Bundestag, Angola wie Mosambik müßten die Chance auf einen „eigenen Weg ohne Einwirkung von außen“ haben, mit bundesdeutscher Hilfe zur „wirklichen Blockfreiheit“. Kohl vermied es wiederum, Südafrika als Aggressor zu benennen. Die zunächst erstaunlich wirkende Einladung des Botha– Freunds Strauß durch die Volksrepublik Mosambik verweist darauf, wie hoch dort der Stellenwert des CSU–Vorsitzenden für die BRD–Politik bemessen wird. Wie die Mitglieder einer Grünen–Delegation berichten, gab es bereits seit 1984 in Mosambik den starken Wunsch, Strauß ins Land zu holen. Enge Beziehungen zwischen der CSU und der von Südafrika gesteuerten RENAMO, die in Mosambik Krieg führt, konnten zwar in der BRD bisher nicht direkt bewiesen werden, gelten aber im südlichen Afrika als offenes Geheimnis. Möglicherweise erhofft sich Mosambik, über Strauß eine Beendigung der RENAMO–Unterstützung im westlichen Ausland zu erreichen. Strauß ließ in der Vergangenheit keine Gelegenheit aus, mit der moderateren Südafrika–Politik des Auswärtigen Amts in den Clinch zu gehen. Ob Kohls Schachzug aus innenpolitischem Kalkül gespeist wurde oder tatsächliche Auswirkungen auf die Außenpolitik haben wird, muß sich zeigen. Einen Termin für die Strauß–Reise wollte die bayerische Staatskanzlei gestern noch nicht angeben.
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