Aufruf zum Generalstreik in Haiti

■ Bischöfe stellen sich gegen die Militärregierung und beschuldigen Soldaten der Teilnahme an Terrortaten / Katholiken und Protestanten verurteilen den Nationalen Regierungsrat

Port–au–Prince/Miami (afp/ap) Die größten Parteien Haitis und die Gewerkschaft CATH haben am Samstag zu einem zweitägigen Generalstreik Anfang kommender Woche aufgerufen, um gegen den Nationalen Regierungsrat (CNG) zu protestieren. Den Ausstand am Montag und Dienstag unterstützen unter anderem die CATH (Autonome Zentrale der haitischen Arbeiter) - einer der drei Zweige der haitischen Gewerkschaftsbewegung - und die Christdemokratische Partei von Pastor Sylvio Claude. Auch die katholische Bischofskonferenz und die Vereinigung der Protestantischen Kirchen verurteilten den CNG, der somit fast gänzlich isoliert ist. Einige führende Politiker forderten die „demokratischen Elemente“ in der Armee auf, die Mitglieder des CNG, General Henri Namphy, General Williams Regala und Luc B. Hektor, abzusetzen. Der CNG hatte in der vergangenen Woche den Provisorischen Wahlausschuß abgesetzt, nachdem dieser am vergangenen Sonntag die Parlaments– und Präsidentschaftswahlen wegen der blutigen Gewalttätigkeiten im Lande abgesagt hatte. Die zehn katholischen Bischöfe Haitis haben sich am Freitag gegen die Militärregierung des Landes gestellt. Haiti durchlebe die Qual gutorganisierten Terrors, hieß es in einer Erklärung der Bischöfe, die von zwei Rundfunksendern vom Tonband ausgestrahlt wurde. Mehrere Bischöfe verlasen Teile der Erklärung, ohne sich zu erkennen zu geben. Es war das erste Mal, daß die Bischöfe die Soldaten für Terrortaten verantwortlich machten. Am vergangenen Sonntag, an dem Wahlen hätten stattfinden sollen, brachten Tontons Macoutes (Angehörige der Privatmiliz der 1986 gestürzten Duvalier– Diktatur) in der Hauptstadt Port– au–Prince mit Maschinenpistolen und Buschmessern 34 Haitianer um. Das Gemetzel, an dem sich auch Soldaten beteiligten, führte dazu, daß die Wahl abgeblasen wurde.