piwik no script img

Friedensbewegung weitet Mandat aus

■ „Innerer Frieden“ und Menschenrechte in Ost und West sollen zum Aufgabengebiet der Friedensbewegung gehören / Bundesregierung wegen ihres Eintretens für DDR–Friedensbewegte Scheinheiligkeit vorgeworfen

Aus Bonn Charlotte Wiedemann

Zur heutigen Unterzeichnung des Mittelstreckenabkommens meldet sich die Friedensbewegung mit diversen Aktivitäten und Appellen zu Wort. „Ein Tag neuer Entschlossenheit“ soll es sein, so heißt es in einem europäisch–amerikanischen Aufruf, unter anderem von Petra Kelly und Gert Bastian initiiert. Die Friedensbewegung müsse sich nicht nur gegen weitere Aufrüstung wenden, sondern auch für „inneren Frieden“ und Menschenrechte in Ost und West eintreten. Unter Hinweis auf die deutsch– französische Militärkooperation sagte Roland Vogt bei der Vorstellung des Appells in Bonn, der heutige Tag sei auch ein Abschied von „plumpen Feindbildern“: „Die Friedensbewegung muß sich aus der selbstgestellten Falle des vermeintlichen Anti–Amerikanismus befreien.“ Der Aufruf, zu dessen Unterzeichnern in der Bundesrepublik unter anderem Dietmar Schönherr, Konstatin Wecker und Karl– Heinz Böhm gehören, fordert die Erforschung der zivilen Verteidigung, die Beendigung sämtlicher Interventionen und Atomtests sei tens der Supermächte und die Achtung der Bürgerrechte. In einem weiteren deutsch–amerikanischen Appell fordert die „Krefelder Initiative“, das INF–Abkommen jetzt nicht durch neue Nach– und Umrüstungen zu unterlaufen, etwa durch die Stationierung von Marschflugkörpern auf B–52– und F–111–Bombern. Einen Brief an alle „Frauen in den Atommächten“ werden die „Frauen für den Frieden“ heute den Botschaftern der USA, Sowjetunion, von Frankreich und Großbritannien übergeben. Währenddessen gehen auch in diesen Tagen die Prozesse gegen Raketen–BlockiererInnen weiter. Hinrich Olsen, Aktivist aus Mutlangen, der gerade eine Haftstrafe abgesessen hat, warf der Bundesregierung in Bonn Scheinheiligkeit vor, weil sie die Repression gegen Miglieder der Friedens– und Umweltbewegung in der DDR anprangere, aber gleichzeitig hier die Kriminalisierung von Menschen befürworte, die für die gleichen Ziele einträten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen