: Gaswolke vor der spanischen Küste
■ Explosionen auf Chemikalien–Frachter / Tausende flohen ins Landesinnere / Behörden geben Entwarnung
Madrid (dpa) - Gespannte Ruhe herrschte am Freitag in den nordwestspanischen Küstenorten in der Nähe des gestrandeten Chemikalien–Frachter „Cason“ (15.000 BRT), auf dem die ganze Nacht eine Explosion nach der anderen folgte. Mehrere tausend Einwohner der Ortschaften Finisterre, Corcubion, Cee und Muxia, die am Vorabend von den Behörden wegen einer ins Landesinnere ziehenden Giftgaswolke zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert worden waren, wagten sich nicht nach Hause zurück. Obwohl noch in der Nacht Entwarnung mit dem Hinweis gegeben worden war, die aus dem Frachter aufsteigende schwarze Wolke sei nicht gefährlich, hatte sich die Mehrzahl der Einwohner mit Bussen aus der Gefahrenzone bringen lassen. Andere hatten nicht auf die Busse gewartet und sich in Panik mit Privatwagen auf den Weg gemacht. Auf den engen Landstraßen brach zeitweise der Verkehr zusammen. Zu der Angst gesellte sich totale Verwirrung, weil die Behörden die von der mit teils hochgiftigen explosiven Chemikalien beladenen „Cason“ ausgehenden Gefahr unterschiedlich einschätzten. Die Evakuierten - allein 2.500 in Santiago de Com postela und 2.000 in Noya - verbrachten den Tag in Pensionen und Schulen. Der unter Panama–Flagge fahrende Frachter „Cason“ war nach einem Feuer, das 23 chinesische Seeleute das Leben gekostet hat, am vergangenen Samstag drei Kilometer südlich von Kap Finisterre, etwa 200 Meter vom Strand entfernt, auf felsigen Grund gelaufen. An den vergangenen zwei Tagen wurden 255 mit den gefährlichen Substanzen Formaldehyd und Ortocresol gefüllte Fässer, die in Hamburg, Rotterdam und Antwerpen an Bord genommen worden waren, von Deck geborgen und auf LKWs geladen. Sie sollen nach Auskunft der Behörden an ihre Ursprungsorte gebracht werden, ohne daß dazu nähere Informationen zu erhalten waren. Der von Polizei begleitete LKW–Konvoi wurde in der galicischen Ortschaft Guiritiz (Provinz Lugo) von aufgebrachten Bürgern aus Angst vor Umweltschäden gestoppt. Sie blockierten die Nationalstraße 6 mit Fahrzeugen und Barrikaden, weil sie befürchteten, daß die Fässer im benachbarten ehemaligen Kasernengelände von Santa Cruz de Parga gelagert werden sollen, bis der Weitertransport organisiert ist.
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