: Einsicht von oben
■ Deutsche Kommission überfliegt die „Colonia Dignidad“ im Hubschrauber / Kolonisten ziehen vor Gericht
Aus Santiago Gaby Weber
Nachdem die Leitung der „Colonia Dignidad“ der bundesdeutschen Kommission den Zutritt verwehrt hat, nahm diese wenigstens von oben Einsicht: Am Mittwoch nachmittag überflog sie das Gelände trotz Warnungen der Bewohner mit einem Hubschrauber. Die „Colonia“–Führer riefen gar die Gerichte an: Zwei Sprecher, Herrmann Schmidt und Hans–Jürgen Blank, reichten beim Appellationsgericht in Chillan einen Antrag auf Schutz vor der Kommission ein, in dem die Absicht der Abordnung als „reine Barbarei“ bezeichnet wird. Als Drahtzieher der „Kampagne“ wurde Arbeitsminister Blüm ausgemacht, während man dem Bischof Stehle (“ein Individuum, das behauptet, katholischer Geistlicher zu sein“) vorwirft, die Namen der Kommissionsmitglieder nicht mitgeteilt zu haben. Das Agieren der Kommission sei „verfassungswidrig, illegal und willkürlich. Selbst in den schlimmsten Tagen des Nazismus“, so heißt es weiter, „hat man wenigstens die Formen respektiert und die Richter hatten einen Namen. Obwohl die heilige Inquisition zwar geheim war, hatten die schrecklichen und blutigen Richter wenigstens eine Ernennung der Kirche.“ Auf das christliche Weihnachtsfest sei ein bitterer Tropfen gefallen, doch „wir werden Geschenke an die Kinder verteilen und die Momente des Friedens und der Liebe geniessen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen